ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Chronik der Gefühle (14. Teil: Der lange Marsch des Urvertruens
Vorlage: Chronik der Gefühle (Erzählungen)
Bearbeitung (Wort): Karl Bruckmaier
Komposition: Woog Riots
Redaktion: Katarina Agathos, Herbert Kapfer
Technische Realisierung: Hans Scheck, Susanne Herzig
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Regie: Karl Bruckmaier
Skizzen zu Zeiträumen, die länger dauern als ein Lebenslauf: die Sterne, Äonen, Generationen. Wir, die wir übrig sind aus den Vorzeiten, tragen etwas in uns, ohne das wir nicht überlebt hätten: DAS URVERTRAUEN. Jedes Lebewesen erhält davon seinen Anteil bei der Geburt: "Wer immer hofft, stirbt singend." (Alexander Kluge). Aus der Anfangszeit des Kinos existiert eine Aufnahme von der öffentlichen elektrischen Hinrichtung eines Elefanten, der auf Coney Island drei Wärter getötet hatte. Dieses Material taucht bei Alexander Kluge immer wieder auf, als Erzählung, als Bild, als Film. Der für Kluge wichtigste Moment ist dabei der vertrauensvolle Blick des riesigen Tiers, das sich ruhig zu seiner Hinrichtung führen lässt. "Marx nennt Ideologie das notwendige falsche Bewusstsein. Dazu gehört, dass wir Menschen als Säuglinge mit gläubigem Blick in die Wirklichkeit schauen und weil die Mutter zurückblickt, glauben wir, dass die Welt es gut mit uns meint. Das ist ein grundlegender Irrtum, von dem wir leben bis wir sterben. Unsere Welt meint es mit den Menschen nicht gut. Wir können diesen Irrtum aber nicht aufgeben. Freud nennt das das Urvertrauen." (Alexander Kluge).