Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Antoine Blondin

Tours de France (1. Teil: Himmel und Hölle)

Nach den Chroniken von Antoine Blondin

Vorlage: Tours de France. Chroniques intégrales de "L'Equipe" 1954-1982 (Prosa, französisch)
Bearbeitung (Wort): Ulrich Lampen, Martina Meister
Redaktion: Katrin Zipse
Technische Realisierung: Bettina Krol, Waltraud Gruber, Dietmar Rözel

Regie: Ulrich Lampen, Benno Schurr

Er hatte keinen blassen Schimmer vom Radsport. Er war im Grunde auch kein Journalist, sondern Schriftsteller. Dennoch hat Antoine Blondin die Tour de France fast drei Jahrzehnte lang begleitet, Sommer für Sommer. Seine Glossen, die täglich in der Sportzeitschrift "L'Equipe" erschienen, waren eine Institution. Aber sie handelten nie von dem, was andere Sportjournalisten beschäftigte. Blondin ging es immer um das Nebensächliche, um die Dramen hinter den Kulissen, um die Besiegten, nicht um die Sieger. Er interessierte sich für die Geschichte Frankreichs, das Volk am Straßenrand und vor allem für das, was am Abend auf seinem Teller lag. 524 Glossen sind auf diese Weise entstanden, von Mitte der 50er bis Anfang der 80er Jahre, eine Art Roman des Radsports, ein eindrucksvolles Zeitdokument und zugleich ein literarisches Bravourstück. Blondin, der für eine Handvoll Romane vielfach ausgezeichnet wurde, ist dabei selbst zum Mythos geworden: ein heiliges Monster, reaktionär und versoffen, aber geistreich und genial. Für die Franzosen ist er aus der Geschichte der Tour de France nicht wegzudenken, genau so wenig wie Jacques Anquetil oder der ewige Verlierer Raymond Poulidor. Dem aufmerksamen Augenzeugen ist in den 28 Jahren nichts entgangen. Nicht die Anfänge des Dopings und auch nicht die fortschreitende Kommerzialisierung des Radsports. Seine Glossen sind dennoch Zeugnis einer großen Leidenschaft. Als hätte er, der Melancholiker, auf den Straßen Frankreichs, unterwegs in der großen Karawane, sein eigentliches Zuhause gefunden.