ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Eine Jugend in Deutschland (1. Teil)
Vorlage: Eine Jugend in Deutschland (Roman)
Bearbeitung (Wort): Katja Langenbach
Komposition: Jakob Diehl
Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Regie: Katja Langenbach
1933 erschien im Amsterdamer Exilverlag Querido "Eine Jugend in Deutschland", der autobiographische Roman des expressionistischen Autors Ernst Toller. 1893 geboren in einem behüteten jüdischen Elternhaus erlebt er in Frankreich den Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Literatur-, Philosophie- und Jurastudent. Sofort reist der Patriot Toller nach Deutschland, meldet sich freiwillig als Soldat und wird Unteroffizier. An der Front lernt er den Krieg aus nächster Nähe kennen. Der Enthusiasmus für den Kampf für das Vaterland schwindet schnell. Von den Grausamkeiten des Krieges und dem Massensterben an der Front erschüttert, erkrankt er schwer und wird kriegsuntauglich. Toller setzt in München sein Studium fort und trifft dort u.a. Thomas Mann, Frank Wedekind und Rainer Maria Rilke. In Heidelberg lernt er Max Weber kennen und ist Mitbegründer des Kulturpolitischen Bunds der Jugend in Deutschland, der "für eine friedliche Lösung der Widersprüche des Völkerlebens" und "Abschaffung der Armut" kämpfen will. Die Reaktion auf die Gründung folgt auf dem Fuß: alle männlichen Mitglieder des Kampfbundes werden als kriegstauglich in die Kasernen geschickt. Toller aber liegt im Krankenhaus und ist deswegen für die Militärbehörden nicht greifbar. Er kann rechtzeitig fliehen und kämpft, durch seinen Einsatz an der Front zum entschiedenen Kriegsgegner geworden, in München an der Seite Kurt Eisners gegen die Verantwortlichen des Kriegs. Nach seiner Teilnahme an Kundgebungen wird er verhaftet und nutzt die Zeit im Militärgefängnis, die Schriften von Marx, Engels und Rosa Luxemburg zu studieren. Vom Ausbruch der Revolution Anfang November 1918 erfährt er im Krankenbett. Die Arbeiter in den Fabriken, die Kriegsgeschädigten, Studenten, Bürger, ziehen in die Kasernen der Städte, wo sich die kaiserlichen Militärmächte den rebellierenden Massen ergeben. Der Arbeiter- und Soldatenrat wählt Kurt Eisner zum ersten Ministerpräsidenten des neu ausgerufenen Freistaates Bayern. Kurt Eisner wird am 21. Februar 1919 auf offener Straße ermordet. Der Zentralrat der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte übernimmt die Regierungsgewalt. Am 7. April 1919 wird die erste Münchner Räterepublik ausgerufen. Sie ist der Versuch, aus dem Königreich Bayern entstandenen Freistaat einen sozialistischen Staat in Form einer Rätedemokratie zu schaffen. Toller wird der Vorsitzende ihres Zentralrates. Nach nur sechs Tagen wird der von der USPD geführte Zentralrat von den Kommunisten abgesetzt und die zweite Münchner Räterepublik ausgerufen.