ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung


Trilogie des Scheiterns


Wolfgang Koeppen

Der Tod in Rom (1. Teil)


Vorlage: Der Tod in Rom (Roman)

Bearbeitung (Wort): Leonhard Koppelmann

Komposition: Hermann Kretzschmar

Redaktion: Manfred Hess

Dramaturgie: Manfred Hess

Technische Realisierung: Helmut Becker, Julia Kümmel

Regieassistenz: Christoph Müller


Regie: Leonhard Koppelmann

"Der Tod in Rom", erschienen 1954, ist Wolfgang Koeppens dritter Roman seiner posthum betitelten "Trilogie des Scheiterns", in der er die mentale Struktur eines Lebens in der Bundesrepublik nach dem Ende des Faschismus beschreibt. Auch in diesem Werk nutzt Koeppen konsequent die der literarischen Moderne der 1920er Jahre verpflichteten formalen Mittel wie Introspektion, Montage und Erzählerreflexion. Italien gilt seit Goethe und Thomas Mann als Fluchtpunkt deutscher Künstlerseelen, dem heimischen Muff zu entfliehen und humanistisch-antike Traditionen mit enthemmter Sexualität unter heiterer Sonne zu vereinen. In "Der Tod in Rom" wird Rom hingegen zur Kulisse einer tödlichen Gespensterséance: Hier treffen sich Anfang der 1950er Jahre, im vollsten Glanze der Wiederaufbauphase unter Adenauer, die Zweige einer deutschen Familie. Ihre Abkömmlinge sind als Opfer, Mitläufer und Täter tief verstrickt in die Zeit des Faschismus. Und die damals gerufenen Geister gestatten gerade in der ewigen Stadt keinen Neubeginn, kein Entkommen. Koeppen entwirft auch hier ein Panoptikum verschiedener Charaktere, die einen Querschnitt deutscher Seelenlandschaft widerspiegeln: Der junge, homosexuelle Komponist Siegfried Pfaffrath reist nach Rom zur Uraufführung seiner Symphonie, die die Tradition der "entarteten Musik" von Arnold Schönbergs Zwölftonreihen fortschreibt. Sein Wohltäter ist ein Emigrantenehepaar. In Rom findet sich auch Siegfrieds Onkel Gottlieb Judejahn ein, der es, aus kleinen Verhältnissen stammend, zum SS-General gebracht hatte und in Nürnberg in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Das Konzert führt die Familie zusammen: Siegfried, Judejahn und dessen Sohn, einen Priesterseminaristen, sowie Siegfrieds Eltern, die als Mitläufer die Vorteile der Nazidiktatur zu nutzen wussten. Koeppens Personenpartitur kulminiert am Ende in einem dissonanten Kollaps der Gefühle und Existenzen.

Wolfgang Koeppen, geboren 1906 in Greifswald, gestorben 1996 in München, erhielt 1962 den Georg-Büchner-Preis.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Wolfgang PreglerErzähler
Sebastian BlombergSiegfried Pfaffrath
Thomas ThiemeGottlieb Judejahn
Susanne BarthEva, seine Frau
Markus MeyerAdolf, sein Sohn
Peter FitzPfaffrath, Siegfrieds Vater
Regine VergeenAnna, seine Frau
Felix von ManteuffelKürenberg
Nina PetriIlse, seine Frau
Falilou Seck
Sebastian Schindegger
Friederike Ott

Sonstige Mitwirkende
Frank Heckel

Musik: Frank Gratkowski (Bass-Klarinette; Altsaxofon), Klaus Burger (Tuba), Hermann Kretzschmar (Synthesizer; Sampler)

 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Hessischer Rundfunk / Südwestrundfunk / Westdeutscher Rundfunk 2009

Erstsendung: 03.05.2009 | 100'44


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2009


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN (AUSWAHL)

  • Jochen Meißner: "Pulp Fiction" anno 1954. In: Funk-Korrespondenz, 30.04.2009, S.25
  • Eva-Maria Lenz: Klarer und nachhaltiger denn je. In: epd Medien, 09.05.2009, S.26
  • N.N.: Koeppens Nachkriegsromane als Hörspiele. Langversion für den Buchhandel. In: Neue Zürcher Zeitung, 15.05.2009, S.17
  • N.N.: "Trilogie des Scheiterns" ist Hörspiel des Monats Mai. Inszenierung von Koeppens Trilogie durch Koppelmann und Adler. In: epd Medien, 17.06.2009, S.21
  • N.N.: "Trilogie des Scheiterns" Hörspiel des Monats Mai. In: Funk-Korrespondenz, 19.06.2009, S.25

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