ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel
Gerhard Bungert, Klaus-Michael Mallmann
Schinderhannes in Sötern
Eine deutsche Moritat
Komposition: Fritz Maldener, Dietrich-Paul Conrath
Technische Realisierung: Eduard Kramer, Adeltraut Hahn-Schumann
Regieassistenz: Norbert Schaeffer, Stefan Dutt
Regie: Jochen Senf
England hat seinen Robin Hood, Italien seinen Rinaldo Rinaldini; in unserem Land, speziell im deutschen Südwesten, füllt Johannes Bückler, genannt "Schinderhannes", das Bild eines jovialen Volkshelden in der Nähe eines Sozialrevolutionärs, der den Reichen nahm und den Armen gab. - Offensichtlich jedoch, dies legen die von Bungert und Mallmann benutzten Quellen nahe, war Johannes Bückler alles andere als eine Curd-Jürgens-Gestalt, rauhbeinig und mit breiten Schultern, sondern ein eher schmächtiger Junge, kaum 25 Jahre alt, als er hingerichtet wurde. Er raubte dort, wo am meisten zu holen war: der Profit der Armen bestand allenfalls in einer gehörigen Portion Schadenfreude: Hatte er es mit seiner Bande doch immer wieder verstanden, die Kaufleute, Juden und die verhaßte französische Besatzungsmacht so richtig zu düpieren. Beleg: Die dem Hörspiel zugrundeliegenden Ereignisse des 5. September 1801. Sie fügen sich nur noch wenig in ein glorifizierendes oder auch nur alltägliches Gangsterbild: Die Beraubung und Ermordung des Mendel Löw in Sötern durch die Bande des Schinderhannes konnte nur in einem Dickicht aus Beihilfe und Passivität stattfinden.