Hörspielbearbeitung, Kinderhörspiel
Autor/Autorin:
Jonathan Stroud
Bartimäus - Das Amulett von Samarkand (1. Teil)
Vorlage: The Amulet of Samarkand (Roman, englisch)
Übersetzung: Katharina Orgaß, Gerald Jung
Bearbeitung (Wort): Renate Greinacher
Komposition: deutung und okusa
Dramaturgie: Uta-Maria Heim
Technische Realisierung: Daniel Senger, Dietmar Rözel, Sonja Röder, Bettina Krol
Regieassistenz: Susanne Franzmeyer
Regie: Robert Schoen
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Andreas Mannkopff Bartimäus Kai Gies Nathanael Carmen-Maja Antoni Erzählerin Klaus Manchen Mr. Underwood Christine Davis Mrs. Underwood Christian Redl Simon Lovelace Isabella Archan Birgit Bücker Karim Cherif Achim Hall Horst Hildebrand Martin Hug Elena Jesse Jo Jung Anton Kurth Andreas Szerda Alexander Schank Berthold Toetzke Berth Wesselmann
Die Temperatur im Zimmer sank rasch. Eis bildete sich auf den Vorhängen und überzog die Deckenlampen mit einer dicken Kruste. Die Glühfäden sämtlicher Birnen schnurrten zusammen und verglommen, und die Kerzen, die wie eine Kolonie Giftpilze aus jeder freien Fläche sprossen, erloschen. Das abgedunkelte Zimmer füllte sich mit einer stickigen gelben Schwefelwolke, in der verschwommene schwarze Schatten wühlten und waberten, und von weit her erklang ein vielstimmiger Schrei. Plötzlich drückte etwas gegen die Tür, die hinaus zur Treppe führte. Das ächzende Gebälk wölbte sich. Unsichtbare Füße patschten über die Dielen und unsichtbare Lippen zischelten Niederträchtigkeiten hinter dem Bett und unter dem Schreibtisch hervor. Der Schwefeldampf verdichtete sich zu einer dicken Rauchsäule und würgte kleine Tentakel aus, die wie Zungen in die Luft leckten und sich wieder zurückzogen. Die Säule stand direkt über dem Pentagramm und brodelte unablässig zur Decke empor wie die Rauchwolke über einem Vulkan. Dann, nach einer kaum merklichen Unterbrechung, tauchten mitten im Rauch zwei gelbe, stechende Augen auf. Also bitte - es war sein erstes Mal. Ich wollte ihm einen Schrecken einjagen! Was mir auch gelang. Der dunkelhaarige Junge stand in einem zweiten, kleineren, mit verschiedenen Runen ausgemalten Drudenfuß, etwa einen Meter neben dem eigentlichen Pentagramm. Er war leichenblass und zitterte wie Espenlaub. Er klapperte mit den Zähnen. Schweißperlen tropften ihm von der Stirn, erstarrten im Fallen zu Eis und klirrten wie Hagelkörner auf den Fußboden. Alles schön und gut, aber - was soll's? Ich meine, er sah aus wie gerade mal zwölf. Aufgerissene Augen, eingefallene Wangen. So erhebend ist es nun auch wieder nicht, ein mickriges Bürschlein zu Tode zu erschrecken. "Gestatten, mein Name ist Bartimäus. Dämonen sind überaus heimtückisch. Sie fallen dir in den Rücken, sobald sich ihnen auch nur die geringste Gelegenheit dazu bietet. Hast du verstanden?" Und ob der Zauberlehrling Nathanael verstanden hat. Er weiß genau, was es mit der Macht von Dämonen auf sich hat. Deshalb hat er sich ja für Bartimäus entschieden, einen 5000 Jahre alten Dschinn. Nathanael braucht einen mächtigen Mitspieler für seinen Plan: Er will sich rächen für eine Demütigung, die er als kleiner Junge erleiden musste. Der Auftrag an Bartimäus ist klar: Er soll das Amulett von Samarkand stehlen, das im Besitz des bösen Zauberers Simon Lovelace ist.
Produktions- und Sendedaten
- Südwestrundfunk 2010
- Erstsendung: 24.12.2010 | 54'12
Auszeichnungen
- Im Wettbewerb um den Deutschen Kinderhörspielpreis 2011