Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Alexander Kluge
Die Pranke der Natur (und wir Menschen) (1. Teil)
Das Erdbeben in Japan, das die Welt bewegte, und das Zeichen von Tschernobyl
Bearbeitung (Wort): Karl Bruckmaier
Komposition: Gustav, Ikue Mori
Redaktion: Herbert Kapfer, Katarina Agathos
Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Fabian Zweck
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Regie: Karl Bruckmaier
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Katrin von Steinburg Weiblich 1 Hannelore Hoger Weiblich 2 Katja Bürkle Weiblich 3 Jochen Striebeck Männlich 1 Gabriel Raab Männlich 2 Nico Holonics Männlich 3 Helmut Stange Serres/Männlich 4 Alexander Kluge Edgar Reitz
Kurze Zeit, bevor das Erdbeben die Nordinsel von Japan um vier Meter versetzte, der Glockenschlag war bis in die Schweizer Berge zu messen, hatte eine Forschergruppe an der Universität Sendai, die in der gleichen Präfektur wie das AKW Fukushima liegt, festgestellt, dass 1000 Jahre zuvor, nämlich im Jahre 869 n. Chr., bereits ein ähnlich schweres Beben, gefolgt von einem Tsunami stattgefunden hat und das - nach ihren Messungen - alle 1000 Jahre sich ein solches Unglück wiederholt; jetzt seien bereits mehr als 1000 Jahre ins Land gegangen und sie müssten vor dem Großen Beben warnen. Wenige Wochen später erschütterten die Ereignisse in Japan die Welt. Wir Menschen sind auf diesen langen Atem der Natur und auch auf solche plötzliche Gewalt nicht vorbereitet. Es gibt aber menschliche Gemeinwesen und Menschen, die auf die Pranke der Natur achten und auf sie zu antworten wissen. So haben die Holländer ihr Land durch Dämme gegen die mordlustige Nordsee erfolgreich geschützt (so wie sie sich gegen den mörderischen Herzog von Alba verteidigten). Und so sind wir in der Lage, die Zeichen von Fukushima und auch von Tschernobyl wenigstens nachträglich zu lesen.
Weitere Informationen
Alexander Kluge, geboren 1931 in Halberstadt, ist Jurist, Autor und Filmemacher. Er ist Mitverfasser des Oberhausener Manifests, Mitbegründer des Ulmer Instituts für Filmgestaltung und Vertreter des "Neuen Deutschen Films". Bis Mitte der 80er Jahre veröffentlichte er 14 abendfüllende Spielfilme, vier Bände mit Geschichten sowie diephilosophisch-soziologische Fortsetzung der Kritischen Theorie mit Oskar Negt. Seit 1988 etabliert er Kulturfenster im Privatfernsehen, mit ca. 1500 Stunden Sendezeit durch Gespräche, Musikmagazine, Bilder ohne Worte in neuen TV-Formaten wie "Facts & Fakes". Als Filme sind von ihm u.a. erschienen "Abschied von Gestern" (1966, Silberner Löwe), "Artisten in der Zirkuskuppel - ratlos (1968, Goldener Löwe), "Der starke Ferdinand" (1975/76), "Die Macht der Gefühle" (1983) und "Vermischte Nachrichten" (1986). Folgende literarische Schriften wurden bisher u.a. veröffentlicht: "Die Wächter des Sarkophags - 10 Kahre Tschernobyl" (1996). "Die Lücke, die der Teufel lässt" (2003), "Tür an Tür mit einem anderen Leben" (2006), "Das Labyrinth der zärtlichen Macht. 166 Liebesgeschichten (2009) sowie "Das Bohren harter Bretter. 133 politische Geschichten" (2011). Der Bayrische Rundfunk produzierte als Hörspiele von ihm "Eigentum am Lebenslauf - Das Gesamte im Werk des Alexander Kluge" (mit Andreas Ammer/Console) und "Chronik der Gefühle" (2009, Deutscher Hörbuchpreis 2009).
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2011
- Erstsendung: 26.11.2011 | Bayern 2 | 53'50
Veröffentlichungen
- CD-Edition: Hörkunst bei Kunstmann 2012
Auszeichnungen
- Hörspiel des Monats November 2011
- hr2-Hörbuchbestenliste April 2012 (3. Platz)
Rezensionen (Auswahl)
- Christian Metz: Wir haben das Maß verloren. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 29.9.2012. S. 32.
- Stefan Fischer: So weit zu denken. In: Süddeutsche Zeitung 26.11.2011, S. 23.
- Jochen Meißner: Dem Unglück das Restrisiko ablaufen. In: Funkkorrespondenz 02.12.2011, S. 27.
- N.N.: Srück von Alexander Kluge Hörspiel des Monats. In: Funkkorrespondenz 16.12.2011, S. 27.