ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Distar oder Phobophobia
Redaktion: Katarina Agathos
Technische Realisierung: Kalle Laar, Daniela Röder
Regie: Kalle Laar
Ein Fundstück: Distar - Die Stimme des Arztes, eine Schallplattenserie aus den 1950ern herausgegeben vom Verlag Dr. Edmund Banaschewski, fortgesetzt bis Anfang der 70er Jahre. Ausgehend von Karl Jaspers Vortrag über "Die Idee des Arztes" geht es um "Gesundheit und Zivilisation" und "Die ärztliche Verantwortung in unserer Zeit". Kalle Laar befragt in seinem Hörspiel diese Dokumente als tönendes Archiv der Idee des Heilens. Und begibt sich auf die Suche nach den Archiven der Krankheiten, forscht unter anderem im Medizinhistorischen Museum zu Berlin und im Museum für Sepulkral-Kultur in Kassel nach den verschiedenen Materialisationsformen der dazugehörigen Ängste. In unserer zunehmend gesundheits-obsessiven Gesellschaft würde es keiner mehr wagen, nach der "formenden Kraft der Krankheit" zu fragen wie Walter Brednow es in seinem Vortrag "Der Kranke und seine Krankheit" tut. Wir nähern uns dem durchgeformten und -genormten Körper, der immer durchsichtiger wird und doch auch stets fremd bleibt. Hilft uns das Raunen dieser scheinbar so verstaubten Archive möglicherweise, unserer ganz persönlichen Angst vor der Angst zu begegnen, sie einzuordnen oder sogar neu zu erfinden? Auch der amerikanische Konzeptkünstler Lawrence Weiner stellte sich seine eigene Diagnose: "I've got a case of Deutsche Angst". Trotzdem handelt es sich mit Sicherheit nicht um einen lokalen Befund, am Beginn einer neuen Hygieneordnung, wo der Körper stets neu vermessen sowie als zu anfällig behandelt werden muss, wo die Pandemie immer schon an der nächsten Ecke lauert und prophylaktisch besiegt werden will.