ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Dokumentarhörspiel
Der Prozess um Schnitzlers Reigen
Komposition: R. F. Larrinaga
Bearbeitung (Musik): Jürgen Lamke
Redaktion: Heinz Hostnig
Technische Realisierung: Erich Matthias, Rosemarie Hands
Regieassistenz: Waltraud Heise
Regie: Hans Rosenhauer
Vom 5. bis zum 12. November 1921 fand in Berlin der Prozeß um die Aufführung von Schnitzlers "Reigen" (Premiere 23.12.1920 im Kleinen Schauspielhaus) statt, einer der größten Literaturskandale der Weimarer Republik. Es wurden 40 Zeugen und 19 Sachverständige gehört. Der Prozeß ist in mehrfacher Hinsicht bedeutsam und aktuell geblieben. Da ist einmal das philisterhafte Denken deutscher "Anstoßnehmer" zu beobachten, die unter dem Deckmantel allgemeiner Ziele, z.B. Schutz der Jugend, ihre privaten Moral- und Wertvorstellungen zu unumstößlichen Normen aufbauen, Normen, die ihre eigene Phantasie jedoch - und darin liegt die unfreiwillige Komik - längst und gern überschritten hat. Zum andern kann der Prozeß als Modell betrachtet werden für die Art und Weise, wie die Deutschnationalen ihr eingeengten und einengenden Kulturbegriffe auch gegen das Gesetz durchzusetzen versuchten. Das Hörspiel ist aus den etwa 450 Seiten des Protokolls dieser Verhandlung zusammengestellt, wobei die Zahl der Zeugen, Sachverständigen und Angeklagten drastisch reduziert wurde. Dadurch waren zwar Umstellungen und Kürzungen notwendig, aber innerhalb der Aussagen ist vom Verfasser nichts hinzugesetzt.