Hörspiel
Autor/Autorin:
Philippe Soupault
Haus Waldfriede
Übersetzung: Eugen Helmlé
Technische Realisierung: Eduard Kramer, Adeltraut Hahn-Schumann
Regieassistenz: Wolf Quiel
Regie: Otto Düben
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Hans Putz Doktor Chaval Bernd Herberger Thierry Susanne Beck Jocelyne Elisabeth Wiedemann Vicomtesse Ernst Jacobi Jerome Klaus Herm Doktor Bourron Gertrud Kückelmann Frédérique Dupin Jodoc Seidel Peter/Paul Heinz Pielbusch M. Modo Alois Garg M. Schwartz Hans Wyprächtiger Admiral Rolf Henniger Dr. Maillard
Philippe Soupault gehört zu den Mitbegründern des Surrealismus. Der Autor, dessen Werk in Deutschland nahezu unbekannt blieb, veröffentlichte seine ersten Gedichte in der avantgardistischen Literaturzeitschrift "SIC", zu deren Mitarbeitern u.a. Reverdy, Breton, Aragon und Tzara, der "Vater" von "Dada", gehörten. Zusammen mit Breton und Aragon gab Soupault 1919 die Zeitschrift "Littérature" heraus, die zum Forum für die ersten surrealistischen Experimente wurde. Das Hörspiel beginnt konventionell. Ein junges Paar gerät in ein Sommergewitter, flüchtet sich in ein Haus und wird von dessen Bewohnern freundlich aufgenommen. Im Verlauf der Handlung jedoch vollzieht sich, worin gewissermaßen der dramaturgische Kniff besteht, die Enthüllung dieser konventionellen Dramenstruktur bzw. der damit verbundenen konventionellen Inhalte. Die Figuren nämlich, im Verhalten zunächst völlig normal, beginnen sich immer skurriler, unlogischer, für den Verstand nicht mehr faßbar zu verhalten. Hinter der Wirklichkeit ihrer vorgegebenen Normalität wird eine Realitätsebene deutlich, die das zuerst konventionell erscheinende immer diffuser, verrückter und unwirklicher erscheinen läßt. Das Haus wird bevölkert von einer Ansammlung exzentrischer Menschen, die in ihrer Exaltiertheit ständig eine Art Operette spielen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Die Darsteller werden schließlich entlarvt: es sind Wahnsinnige, geistig Gestörte, die in Abwesenheit des sie betreuenden Arztes in die Rollen ihrer früheren Herren, Vorgesetzten geschlüpft sind. Dieser Rollentausch enthält eine massive doppelte Kritik: einerseits wird den "Dienern" eine sie selbst entfremdende Opportunität gegenüber ihren Herren vorgehalten, anstatt sich zu wehren, gleichzeitig wird deutlich, daß die Welt der Herren nurmehr ein zur Karikatur herabgesunkener Haufen früherer Macht ist.
Produktions- und Sendedaten
- Saarländischer Rundfunk 1977
- Erstsendung: 27.10.1977 | 58'15