Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Louis MacNeice
Aufstieg eines Gefangenen
Ein Gleichnis
Übersetzung: Werner Jochens
Technische Realisierung: Hans Jacobs, Charlotte Hönscheidt
Regie: Kurt Hübner
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Max Mairich Catsmeat Willi Reichmann Emsley Hans Mahnke Kommandant Paul Hoffmann Lagerführer Ferry Dittrich Lagergeistlicher Kurt Norgall Canford Heinz Reincke Waters Kurt Haars Potter Franz Steinmüller Batty de Vere Ortrud Bechler Diana Uta Rücker Alison Maria Wiecke Guggenheim Alf Tamin Regan Harald Baender MacGregor Flory Jacobi Eine Frau Heinz-Dieter Eppler Hans Treichler Marianne Simon Willy Seiler Hans Kirchner Hans Fromann Heinrich Diedrich Karl Heinz Bernhardt Fred Goebel
Auf daß der Hörer im Bilde sei, wird dies Hörspiel des Engländers Louis MacNeice vorsorglich als "Gleichnis" angekündigt. Der Hörer, zwar überzeugt, daß alles Vergängliche ein Gleichnis sei, beschließt beim Zuhören sein Bestes zu tun; ein modernes Gleichnis, das weiß er aus Erfahrung, ist keine so einfache Sache wie in biblischen Zeiten. Daß die Gefangenen aus dem "Grauland" bei den "Braunen" "Gefangene in mehr als einem Sinn sind", geht ihm auch bald auf - vielleicht weiß er aus eigener Erfahrung, daß im Gefangenenlager die Leidenschaften und Eitelkeiten des normalen Lebens sich wie unter einem Brennglas verdichten. Und bald wird er von der sachkundigen, ironischen Schilderung dieses Lagers als Sinnbild des leeren menschlichen Betriebs gepackt. Die Schulungskurse der braunen Führer, die Entschulungskurse der grauen Unterführer, der "Ausschuß für Fluchtwesen", der Einzelgänger Waters, der sich nicht mit einer "leeren Beschäftigungstherapie" abspeisen lassen will, der auch schon zum Rädchen im Betrieb gewordene Geistliche, der Waters von der Lektüre der Bibel ("Ich glaube, Hiob ist nichts für Sie!") zu einer Rolle in einem Lustspiel von Oscar Wilde überredet - das alles ist anschaulich und prägnant und von einem Aufgebot bester Schauspieler mit Kenntnis von Milieu und Typen wiedergegeben. [...] Und wenn nun ein Fluchtteam mit Waters einen Tunnel zu graben beginnt, dabei auf ein Steinzeitgrab stößt, das von einer Gruppe gefangener Frauen unter Führung einer engagierten Archäologin erforscht wird, wenn das Grab gegen den Widerstand der wissenschaftsbegeisterten Dame in die Luft gesprengt wird und Waters und ein Mädchen Alison sich als einzige Überlebende auf die Flucht über den Berg machen, hinter dem die Freiheit liegt, so verwirren sich die Gleichnisfäden vollends zum gordischen Knoten. Die beiden erkennen zögernd ihre gegenseitige Liebe ("Küß mich bitte, Thomas!" - "Warum?"), und sie haben die innere Freiheit gefunden, auch wenn auf dem Gipfel die tödlichen Schüsse sie einholen. (Aus einer zeitgenössischen Rezension)
Produktions- und Sendedaten
- Süddeutscher Rundfunk 1955
- Erstsendung: 30.03.1955 | SDR1 | 90'00
Rezensionen (Auswahl)
- N. N.: Funk-Korrespondenz. Nr. 15. 06.04.1955. S. 15.