ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Helena (2. Teil: Rom)
Vorlage: Helena (Roman, englisch)
Übersetzung: Marianne de Barde
Bearbeitung (Wort): Marianne de Barde
Komposition: Siegfried Franz
Regie: Otto Kurth
Aus dem Kontrast zwischen der Irrwelt derer, die sich dem Gebot des Ethos bewußt verschließen, und der heilenden Kraft des Glaubens, des Glauben-Suchens, baut sich die dramatische Wirkung der "Helena" auf. Das Stück spielt im Zeitalter Konstantins des Großen, zu Beginn des 4. Jahrhunderts nach Christus, einem Wendepunkt des Christentums. Die ersten großen Verfolgungen sind vorüber, doch noch steht die junge Kirchengemeinde halb illegal, unsicher und ihrer wahren Stärke unbewußt im lockeren und verlotterten Gefüge des römischen Staates. Nicht so sehr der offiziellen Anerkennung bedarf sie wie eines starken, greifbaren Symbols, des Real-Geistigen, welches sie klar und unzweideutig von den Spekulationen scheidet, die in der Konfusion der Irrlehren nur weitere Verwirrung stiften. Dieses Symbol ist das Kreuz - Idee und gleichzeitig Verkörperung der schöpferischen Kraft des Leidens. Das Thema der Kreuzes-Suche und des Kreuzes-Fundes in Jerusalem durch die Kaiserinwitwe Helena, die Mutter Konstantins des Großen, entnimmt Waugh der geschichtlichen Überlieferung, doch stehen manche der Ereignisse, die die tragende Struktur der Stückes bilden, an jener Grenze, wo die authentische Geschichte sich in den Bereich der Legende verliert. Der Autor benutzt die spärlichen, oft nicht unbestrittenen Quellen, aber er schaltet mit ihnen frei in seinem Versuch, "eine alte Geschichte neu zu beleben". Konstantin, Fausta, der Sohn Crispus sind historische Figuren; historische Figur ist selbstverständlich auch Helena selbst. Wie jedes Drama so darf auch ein Radio-Drama nicht in historischen Einzelheiten versanden. Waugh erzielt seinen größten Eindruck dadurch, daß er die bedeutsamen Wahrheiten nicht etwa hervorhebt oder unterstreicht, sondern sie in landläufige oder unscheinbare Worte kleidet, und so zu einem bedeutsamen Gegensatz kommt zwischen dem saloppen, oft jeden Gefühls baren Gesprächston und der Würde des Themas. Sein Stück bewegt sich auf zwei verschiedenen Ebenen. Aber nur wer der Satire völlig verhaftet bleibt, wird den tiefen Ernst überhören, mit der er seine Mahnung an das Mikrophon bringt. (Text aus Hörspiel-Plan Winter 1952/53 des HR)