ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel
An der Strecke nach D.
Regieassistenz: Lothar Kompatzki
Regie: Curt Goetz-Pflug
Unter der Hedetalbrücke, an der Strecke nach D, gibt es einen verschütteten Luftschutzkeller. Damals nach dem schweren Luftangriff im März 45 hat die Gemeinde alles getan, um die Opfer zu bergen. Doch die Gerüchte lassen nicht nach, dass es in dem Schutzraum noch immer Vermisste gibt: Flakhelfer vor allem, Flüchtlinge und belgische Fremdarbeiter. Die Landesregierung fühlt sich schließlich verpflichtet, "aus Gründen der Menschlichkeit" Klarheit zu schaffen und den Schutzraum freizulegen. Aus allen Teilen Deutschlands und des Auslands treffen verzweifelte Anfragen ein, aus denen die Hoffnung spricht, nach 15 Jahren qualvollen Wartens endlich Gewissheit über das Schicksal eines Angehörigen zu erhalten. Aber der Schutzraum ist leer - er birgt keine Opfer mehr. Den Bauarbeiter Karl, der sich abrackert, um seiner Tochter einen Plattenspieler und sich selbst ein Motorrad kaufen zu können, hat das Freilegen des Kellers vor der Arbeitslosigkeit bewahrt, und die einzige Erinnerung, die Karl aus dem Schutzraum, der so viel Grauen und Verzweiflung barg, ans Licht trägt, ist eine alte zerkratzte Schallplatte, die der Letzte Schrei war - damals, als er aus dem Lazarett auf Urlaub kam.