Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Frank Naumann
Dederisch für alle (Kurzfassung)
Technische Realisierung: André Lüer
Regieassistenz: Corinna Waldbauer
Regie: Steffen Moratz
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Roland Hemmo Dr. Ulrich Weihmann, Assistent Johann Hermann Schein Dr. Dieter Schubert, Linguist Petra Hinze Irina Stroyny, Dolmetscherin Thomas Neumann Ralf Lassow, Funktionär Stefan Kanis Jürgen Berger Karin Gregorek Archivarin Ellen Hellwig Birgit Steinbach, Lehrerin Sophia Littkopf Journalistin Thomas Just Assistent 1 Margot Ziegenrücker Sprecherin Corinna Waldbauer Dolmetscherin 1 Juergen Schulz Reinhard Berger Klaus Zippel Sprecher Michael Rousavy Sprecher
Aus dem Brathähnchen wurde der Broiler. Kader, Brigade, Plaste und Poliklinik fanden Eingang in den DDR-Sprachalltag. Warum dann nicht gleich eine komplette eigene Sprache schaffen? Skurrile Phantasie oder praktikable Idee? Die DDR-Oberen unternahmen schließlich viele, oft verzweifelte Versuche, die Menschen von der Überlegenheit des Sozialismus zu überzeugen - und sei es auch gegen deren Willen. Zur Abgrenzung vom Klassenfeind - um eine oft benutzte Formulierung im SED-Sprachgebrauch zu zitieren - galt es nicht allein, die territoriale Abschottung zu zementieren. Ebenso wichtig schien es den Machthabern, die ideologische Grenze in die Köpfe der Menschen zu pflanzen. "Vorwärts immer, rückwärts nimmer!" Und das Rückwärtige, das war vor allem das Deutschtümelige. Das, was es zu überwinden galt. "Deutsch", als Begriff und Sprache, sollte deshalb weitgehend aus dem Alltag entfernt werden. Sophia S., eine junge Journalistin, stieß bei Recherchen in den ehemaligen Rundfunkstudios Schwerin auf Unterlagen und Tondokumente des 1974 gegründeten Instituts für kreative Linguistik. In einer O-Ton Dokumentation versucht die Sendung, die Geschichte eines wohl einzigartigen Experiments zu rekonstruieren: Das Institut - mit Hauptsitz in Berlin - sollte "mittelfristig die Amtssprache Deutsch durch eine eigene, noch zu schaffende Nationalsprache ersetzen." Es ging darum, zu erforschen, ob man Kindern eine noch nicht existierende Kunstsprache als Muttersprache anerziehen kann. Aberwitzige und hanebüchene Gigantomanie oder zukunftsweisende Neuerung? Sprachbänder wurden aufgezeichnet, erste Lernexperimente mit ausgewählten Kindergruppen fanden statt. Das Projekt "Dederisch" war geboren. Und damit eine dieser DDR-Geschichten, die kaum zu glauben sind.
Weitere Informationen
Frank Naumann, geboren 1956 in Leipzig, studierte Philosophie und arbeitete alswissenschaftlicher Assistent an der Humboldt-Universität in Berlin. Er hat mehrere Romane und Hörspiele veröffentlicht.
Produktions- und Sendedaten
- Mitteldeutscher Rundfunk 2009
- Erstsendung: 05.10.2009 | MDR FIGARO | 22:00 Uhr | 54'31