Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Jakob Michael Reinhold Lenz
Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung
Vorlage: Der Hofmeister oder Vorteile der Privaterziehung (Theaterstück)
Komposition: Sebastian Hilken
Technische Realisierung: Dietmar Hagen, Holger Kliemchen
Regieassistenz: Corinna Waldbauer
Regie: Leonhard Koppelmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Jürgen Hentsch Herr von Berg, Geheimer Rat Horst Hiemer Der Major, sein Bruder Hille Darjes Die Majorin Carmen Birk Gustchen, ihre Tochter Alexander Khuon Fritz von Berg Horst Kotterba Graf Wermuth Boris Aljinovic Läuffer, ein Hofmeister Lars Rudolph Pätus, Student Jörg Malchow Bollwerk, Student Götz Schulte Herr von Seiffenblase Ernst Jacobi Wenzeslaus, ein Schulmeister Erika Grajena Marthe, alte Frau Heike Warmuth Lise Walter Jaßlauk Der alte Läffer, Stadtprediger Carl Heinrich Leopold, ein Kind Wolf-Dietrich Sprenger Herr Rehaar, ein Lautenist
Zur Zeit des Rokoko spielt Lenzens Skandalstück, das die Misere von Lebensumständen kritisiert, welche der livländische Pfarrerssohn und genialische Jugendfreund Goethes aus eigener Erfahrung kennt: Der studierte, junge Läuffer muss sich in demütigender Weise als "Hofmeister" bei dem adligen Major von Berg verdingen. Als Privaterzieher - halb Domestik und damit Außenstehender - ist ihm nicht nur ein noch unmündiger Sohn, sondern auch die schwärmerisch veranlagte Tochter Gustchen anvertraut. Als das Mädchen von ihm schwanger wird, flüchtet Läuffer unter falschem Namen in das Haus des schrulligen Dorfschullehrers Wenzeslaus. In seinem Asyl gerät er vom Regen in die Traufe! Was der von ihm bewunderte Schullehrer in seiner furchtbaren Askese geistig an sich selbst vollzog, setzt Läuffer schließlich, um seine sexuellen Triebe abzutöten, handgreiflich an seinem Körper in die Tat um: er kastriert sich. Am Ende der Komödie häufen sich die Glücksfälle aufs beste: Während Läuffer sich mit der Dorfschönen Lise zusammentut, die sich an seinem Eunuchentum nicht stört, wird die verloren geglaubte Tochter von Berg samt ihrem Kind wieder in die Familie aufgenommen und von ihrem Cousin Fritz geheiratet. Die 1774 anonym erschienene Tragikomödie hielt die aktuelle Kritik eine Zeit lang für ein Werk Goethes. 1778 fand ihre Uraufführung durch die Schauspielergesellschaft Schröders in Hamburg statt. Eine Bearbeitung des Stückes von Bertolt Brecht wurde 1950 aufgeführt.
Weitere Informationen
Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792), geboren in Seqwegen , Livland (heute Lettland), war Hofmeister in Straßburg, wo er Goethe begegnete. 1776 hielt er sich in Weimar auf, danach führte er ein unruhiges Wanderleben. 1792 starb er, geistesgestört, in tiefstem Elend in Moskau.Zu seinen Werken zählen "Anmerkungen über das Theater" (Abhandlung von 1774), "Der neue Menoza oder Die Geschichte des cumbanischen Prinzen Tandi" (Komödie von 1774), "Die Soldaten" (Komödie von 1776), "Pandämonium Germanicum" (Drama, postum 1819).
Produktions- und Sendedaten
- Mitteldeutscher Rundfunk 2006
- Erstsendung: 27.06.2006 | MDR FIGARO | 22:00 Uhr | 73'46
Veröffentlichungen
- CD-Edition: Argon Verlag 2007