Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Jens Sparschuh
Tantes Inferno (Langfassung)
Dramaturgie: Steffen Moratz
Technische Realisierung: André Lüer
Regieassistenz: Corinna Waldbauer
Regie: Walter Adler
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Rosemarie Fendel Lucie Hans-Michael Rehberg Leo Ernst Jacobi Otto Wolfgang Sörgel Max Horst Bollmann Karlchen Marlies Reusche Margot Maria Alexander Gertie Elke Domhardt Hannelore Roland Hemmo Horst Conny Wolter Kindergärtnerin Luis Pabst Kind 1 Emma Telemann Kind 2 Jolande Blech Kind 3 Elisabeth Treichel Kind 4 Paula Dinnebier Kind 5 Victor Dygalla Kind 6
Die hochbetagte und gutsituierte Tante Lucie aus Berlin-Wilmersdorf hat eine neue Herrenbekanntschaft gemacht und sich kurzerhand mit ihrem Verehrer zum Wandern in Köpenick verabredet. Bei Horst, ihrem Neffen, klingeln da gleich die Alarmglocken: ein Erbschleicher, einer, der es auf Wilmersdorfer Witwen abgesehen hat! Doch als Lucie tags darauf zum Rendezvous erscheint, ist es nicht Leo allein, der auf die 88-jährige wartet. Eine ganze Wandertruppe steht dort bereit - allesamt rüstige alte Herrschaften, von 80 an aufwärts. Lucie hatte sich einen romantischen Ausflug zwar anders vorgestellt - doch Leo besteht darauf und lässt nichts auf seine Gruppe kommen. Das sei nun mal so. "Wanderer zwischen den Welten" seien sie, lässt Leo andeutungsreich durchblicken. Und sind das nicht Verse aus Dantes "Göttlicher Komödie" die Lucie dort durch den Blätterwald plötzlich rauschen hört? Wo ist sie hier nur hineingeraten!? Otto, mit seinen 99 Jahren der Anführer dieses Trupps, macht sich indessen ganz andere Gedanken: Passt Lucie wirklich zu ihnen? Nunja, zur Aufbesserung der Wanderkasse bestimmt, aber darüber hinaus,für die große Idee? Als Vorkämpfer in eigener Sache steuert Otto nämlich mit seinen Gefolgsleuten auf ein großes Ziel zu: "Je länger wir leben und nicht weichen, desto mehr bringen wir diese Gesellschaft aus der Balance." Und kurzerhand wird aus einem vermeintlichen Wald-Rendezvous eine Art Methusalem-Manöver. Jens Sparschuh leistet mit seinen gerade mal 53 Jahren und traumwandlerischer Leichtigkeit einen poetisch-ironischen Beitrag zur älter werdenden Gesellschaft.
Weitere Informationen
Jens Sparschuh, geboren 1955 in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), studierte von 1973 bis 1978 Philosophie/Logik in Leningrad, von 1978 bis 1983 war er Assistent an der Humboldt-Universität Berlin, 1983 Promotion. Seither freiberuflich tätig. 1992 Gastvorlesungen in den Vereinigten Staaten. Veröffentliche Prosawerke u.a.: "Der große Coup", (87). "Kopfsprung. Aus den Memoiren des letzten deutschen Gedankenlesers", (89). "Der Schneemensch", (93). "Der Zimmerspringbrunnen. Ein Heimatroman"(95), "Eins zu Eins", (2003). Hörspiele u.a.:"Adieu, mein König Salomon" (Rundfunk d. DDR 80). "Ein Nebulo bist du" (SR 89, Hörspiel-Preis der Kriegsblinden), "Kyffhäuser"(SFB 92), "Der große Coup"(MDR 98), "Herzblut" (MDR 2004)
Produktions- und Sendedaten
- Mitteldeutscher Rundfunk / Deutschlandradio 2008
- Erstsendung: 22.04.2008 | MDR FIGARO | 22:00 Uhr | 59'55
Rezensionen (Auswahl)
- Jochen Meißner: Funk-Korrespondenz. Nr. 17. 25.04.2008. S. 30