Hörspielbearbeitung, Science Fiction-Hörspiel
Autor/Autorin:
Jules Verne
Doktor Ox
Vorlage: Une fantaisie du docteur Ox (Kurzgeschichte, französisch)
Bearbeitung (Wort): Dieter Rohkohl
Komposition: Harald Banter
Regie: Otto Düben
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Maria Barring Ursula Langrock Anne Rottenberger Elfriede Rückert Gabriele Wackwitz Michael Degen Herbert Fleischmann Herbert Heidmann Kurt Lieck Walter Richter Heinz Schacht Hans Peter Thielen
In dem Glauben, eine moderne Gasbeleuchtung zu bekommen, werden die lethargischen Bürger eines verträumten Städtchens unfreiwillig zu
Objekten einer Massenbeeinflussung mit euphorisierendem Gas.
Seit Jahrhunderten hat es in Kikondon keinen Streit, kein lautes Wort
mehr gegeben, das Leben verläuft bedächtig, gemächlich, ohne jede
Hast. Dennoch will man sich dem Fortschritt nicht verschließen, und so
wartet man schon seit geraumer Zeit, dass der fremde Dr. Ox mit der
Installation der versprochenen Gasbeleuchtung fertig wird. Schon ist
jedes Haus, jedes öffentliche Gebäude an das Netz der Rohrleitungen
angeschlossen, als eine seltsame Veränderung mit den Einwohnern von Kikondon vor sich geht. Zum ersten Mal seit hundert Jahren geraten
zwei Bürger beim öffentlichen Politisieren lautstark aneinander. In
dem kleinen Theater, in dem die Tempi sonst so langsam gespielt
werden, dass die Komponisten schwerlich ihre Werke wiedererkannt
hätten, gibt es plötzlich nur noch Geschwindmärsche, die Statisten
jagen über die Bühne statt würdevoll zu schreiten, und am Ende ist der
Taktstock zerbrochen, die Pauke geborsten. Während der Bürgermeister verzweifelt über den Bazillus nachsinnt, der sein Städtchen heimgesucht hat, beobachtet Dr. Ox sein Experiment, bei dem er den ahnungslosen Bürgern an Stelle des versprochenen Leuchtgases reinen Sauerstoff in die Häuser leitet, mit wachsender Genugtuung, will er doch mit seinem Großversuch beweisen, dass Moral und politischer Verstand nur eine Sache von Molekülen sind. Kein Tag vergeht mehr ohne Unruhe und Streit, und zuletzt richtet sich die aufgestaute Aggression gegen das friedliche Nachbarstädtchen, dem man kurzerhand unter einem Vorwand den Krieg erklärt. Es hätte schlimm ausgehen können, wäre nicht in einem Augenblick, in dem die Bevölkerung mit allerlei Mordwerkzeug bewaffnet durch das Stadttor stürmt, die Gasfabrik des Dr.Ox mit lautem Getöse in die Luft geflogen. Nicht lang, und Kikondon ist wieder das friedliche, phlegmatische flämische Städtchen, das es war. Womit bewiesen wäre, dass auch Tugenden nur eine Frage der Sauerstoffmenge sind ...
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1968
- Erstsendung: 22.01.1968 | 58'12
Veröffentlichungen
- CD-Edition: Pidax Film Media Ltd. (Alive) 2014 (in der Sammlung " Das technische Striptease eines Futuristen von gestern")