Sendespiel (Hörspielbearbeitung)

Autor/Autorin: Frank Wedekind

König Nicolo

Schauspiel in drei Aufzügen und neun Bildern

Vorlage: König Nicolo (Theaterstück)

Regie: Alfred Braun

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Fritz KortnerNicolo, König von Umbrien
    Lucie MannheimPrinzessin Alma, seine Tochter
    Fritz KampersPietro Folchi, Schlächtermeister
    Wolfgang ZilzerFilipo Folchi, sein Sohn
    Paul BildtAndrea Valori/Der Verteidiger
    Walter FriedBenedetto Nardi/Der Oberrichter
    Julius BrandtPandolfo, Damenschneidermeister/Zweiter Theaterbesitzer
    Kurt GerronEin Söldner/Der Prokurator des Königs (Staatsanwalt)
    Hugo DöblinEin Gutsbesitzer/Erster Theaterbesitzer
    Meinhart MaurEin Landstreicher/Ein Kerkermeister
    Paul GraetzMichele, Schneidergeselle/Ein Kunstreiter
    Erwin KoppBattista, Schneidergeselle/Ein Schauspieler
    Karl HaasNoé, Schneidergeselle
    Emil RameauDer Gerichtsaktuar
    Rosa ValettiEine Kupplerin
    Lore BraunEin Edelknabe
    Leo Reuß
    Robert Müller
    Bruno Fritz
    Robert Rolf

Die Sende-Spiel-Zeit 1926/1927 sollte als durchgehende Hauptveranstaltung einen Zyklus: "Das deutsche Drama aus zwei Jahrhunderten (in Gegenüberstellungen)" bringen. In zwei aufeinanderfolgenden Wochen sollte immer das Drama je eines älteren deutschen Dramatikers und das eines ihm im Wesen verwandten Dichters der Gegenwart gesendet werden. Man begann mit der Gegenüberstellung von Christian Dietrich Grabbes "Herzog Theodor von Gothland" und von Frank Wedekinds "König Nicolo". Aber schon nach diesem ersten Versuch schlief der dramatische Zyklus ein, und es folgten nun die Sende-Spiele ohne bestimmten Plan.  (Kurt Pinthus in: Fünf Jahre Berliner Rundfunk)

Als Gegenüberstellung zu Grabbes "Herzog Theodor von Gothland" brachte die Sendespielbühne Frank Wedekinds "König Nicolo" heraus. Die Beziehungen, die zwischen den beiden Dichtern zweifellos bestehen, wären vielleicht stärker spürbar gewesen, wenn man von Wedekind ein Stück gewählt hätte, das mehr auf die Triebhaftigkeit der Figuren, also auf das, was ihn mit Grabbe verbindet, gestellt ist ("Erdgeist", "Marquis von Keith"). Andererseits muß gesagt werden, daß sich "König Nicolo" wegen der Buntheit des Geschehens und wegen der klar gebauten Handlung vorzüglich für den Rundfunk eignet. Regiemäßig war es wohl die beste Leistung der bisherigen Sendespielsaison. Offenbar hatte Alfred Braun diesmal genügend Zeit zur Vorbereitung. So kam es zu einigen sehr starken Momenten und zu einigen wirklich funkischen Effekten. Wenn z.B. der Hofstaat des Königs Pietro karrikierend durch fünf kurze, harte Trommelschläge gekennzeichnet wird, die wie ein trockenes Husten klingen, oder wenn das Beifallsklatschen von Nicolos Publikum allmählich in einen strengen 4/4 Takt übergeht, so sind das stilisierende Mittel der Funkregie, die von starker, formaler Bedeutung sind. Besonders aber war es diesmal gelungen, sowohl den Szenenwechsel als auch den Auftritt der Personen in unauffälligster Weise durch kleine Einschaltungen zu verdeutlichen. In dieser Beziehung war das Erscheinen Almas im Kerker, dieses minutenlange, fassungslose  Stammeln, Lachen, Schluchzen eine Meisterleistung ausdrucksvollen Funkspiels. Ueberhaupt waren darstellerisch die Szenen zwischen Fritz Kortner und Lucie Mannheim die stärksten; besonders Kortner war an einigen Stellen von erschütternder Ausdruckskraft. Aus dem übrigen Ensemble ragte besonders Rosa Valetti hervor, die eine Kupplerin mit stärkster Eindringlichkeit sprach. Ein gelungener Abend. (Der Deutsche Rundfunk)

Der Schauspieler Fritz Kampers in den 30er/40er Jahren
© Deutsches Rundfunkarchiv/Horst G.  Lehmann
Der Schauspieler Fritz Kampers in den 30er/40er Jahren © Deutsches Rundfunkarchiv/Horst G. Lehmann

Produktions- und Sendedaten

  • Funk-Stunde AG (Berlin) 1926
  • Sendeplatz: Sendespielbühne - Abteilung: Schauspiel
  • Erstsendung: 08.09.1926 | 20:00 Uhr

Livesendung ohne Aufzeichnung

Auswahl "Sendespiel" nach Kurt Pinthus: Fünf Jahre Berliner Rundfunk; Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift)

Rezensionen (Auswahl)

  • N. N.: Der Deutsche Rundfunk. 4. Jahrgang. Heft 36. 05.09.1926. Seite 2491-2.
  • N. N.: Der Deutsche Rundfunk. 4. Jahrgang. Heft 38. 19.09.1926. Seite 2663.

Haben Sie Anregungen oder Ergänzungen zu diesem Eintrag?