ARD-Hörspieldatenbank

Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Die Macht der Finsternis
Drama in 4 Akten
Vorlage: Die Macht der Finsternis (Theaterstück, russisch)
Kommentar: Felix Hollaender
Regie: Alfred Braun
Zu der Sendespielaufführung von Tolstois erschütterndem Drama "Die Macht der Finsternis" gab Felix Holländer eine vortreffliche Einführung. Was die dramatischen Werke Tolstois für eine Rundfunkaufführung geeignet erscheinen läßt, ist vor allem der streng gehaltene, psychologisch klare Dialog, der in keinem Augenblick durch Nebensächlichkeiten die Aufmerksamkeit von dem inneren Geschehen ablenkt. Die grauigen Vorgänge dieses Stückes dienen ja keineswegs der künstlichen Erzeugung einer bühnenmäßigen Spannung, sie wolllen nur mit gesteigertsten Mitteln den großen Umschwung am Schluß vorbereiten, der auch dieses Stück, wie alle Hauptwerke Tolstois, zum persönlichsten Bekenntnis des Dichters stempelt. Bei bühnenmäßigen Darstellungen dieses Werkes ergibt sich daraus die Gefahr, daß durch eine übertrieben realistische Darstellung der äußeren Vorgänge der Kern des Geschehens verschleiert wird. Diese Gefahr besteht beim Rundfunk nur in geringerem Maße. Denn durch die Beschränkung auf das Wort sind auch die naturalistischen Ausdrukcsmittel verringert, und die Sendespielaufführung verlangt und ermöglicht eine dezente Behandlung der krassen Vorgänge. Alfred Brauns Regie war wieder sehr geschickt in der Vermeidung abstoßender Wirkungen, und doch gelang es ihm, mit den reinen Mitteln der Dialogführung von Anfang bis Ende eine unheimliche Spannung zu erzeugen. Unter den Darstellern hatten sich Lucie Höflich und Elsa Wagner am stärksten in den Ideengang des Stückes eingelebt. Fritz Kortner gelang, seinen seinem Naturell entsprechend, am besten die große Bekenntnisszene am Schluß, während er für die naive Eitelkeit des jungen Nikita nicht den rechten Ausdruck fand. Johanna Hofer hatte als Marinka einige starke Momente. Eine Ueberraschung war Paul Graetz, der in der Rolle eines frommen alten Bauern ergreifende Töne fand. Das Zusammenspiel klappte nicht ganz, und an einigen Stellen war das Tempo ein wenig verschleppt. (In: Der Deutsche Rundfunk, 30.09.1926, 4. Jahrgang, Heft 40, S.2810)
Bei bühnenmäßigen Darstellungen dieses Werkes ergibt sich daraus die Gefahr, daß durch eine übertrieben realistische Darstellung der äußeren Vorgänge der Kern des Geschehens verschleiert wird. Diese Gefahr besteht beim Rundfunk nur in geringerem Maße. Denn durch die Beschränkung auf das Wort sind auch die naturalistischen Ausdrucksmittel verringert, und die Sendespielaufführung verlangt und ermöglicht eine dezente Behandlung der krassen Vorgänge.