ARD-Hörspieldatenbank
Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Dantons Tod
Vorlage: Dantons Tod (Theaterstück)
Kommentar: Gerhart Pohl
Komposition: Guiseppe Becce
Regie: Alfred Braun
"Das wichtigste Sendespiel der kommenden Woche ist das Drama 'Dantons Tod' von Georg Büchner, dem genialen Dichter des "Wozzek". Dieses Werk, das vor einigen Jahren auch in Berlin mit stärkstem Erfolge aufgeführt wurde, schildert die Vorgänge der französischen Revolution mit jener Wahrheitsliebe des großen Dichters, die stets aus den Vorgängen der Geschichte die Tragödie der einzelnen Menschen herausschälen vermag. Die Tragödie Dantons liegt darin, daß er die höfischen Sitten un die angenehmen Gewohnheiten der Zeit vor der Revolution noch vererbt und in sich aufgenommen hatte. Nun muß er, der intuitivste, temperamentvollste Kopf der Revolution, bei den doktrinären Fanatikern der revolutionären Idee in dem Verdacht kommen, daß ihm die Wiederherstellung des alten Regimes am Herzen liege, daß er die Revolution verrate. So wächst sich dieser Vorgang zu einem einzigen Kampf zwischen Danton und seinem Gegenspieler, dem trockenen berechnenden Robespierre aus, dem es tatsächlich gelingt, Danton des Verrats zu bezichtigen und seine Verhaftung zu erzwingen. Noch im Geföngnis glaubt Danton, daß das Volk, das ihn liebte, seine Unschuld beweisen würde. Er kennt nicht die Wankelmütigkeit der öffentlichen Meinung. Er wird zum Tode geführt, und seine Frau des großen Mannes würdig, vergiftet sich. Auch sein Freund Desmoulins, wird hingerichtet, während seine Gattin Lucile sich ebenfalls den Henkern der Revolution überliefert." (Der Deutsche Rundfunk. 5. Jahrgang, Heft 5, 30.01.1927, Seite 303)
"[...] Wir hatten nämlich selten bisher eine derartige Plastik und Deutlichkeit des Sprachklangs im Rundfunk erlebt, wie an diesem Abend, und besonders die Massenszenen, die bisher fast immer unerfüllbare Ansprüche an das Mikrophon gestellt hatten, erschienen diesmal in vorbildlicher Klarheit und Durchsichtigkeit [...]. [...] Falls die Sendespielbühne für die akustische Erweiterung des Senderaums an diesem Abend neue technische Hilfsmittel ausprobiert hat, ist es unbedingt zu empfehlen, daß man die Neuerungen beibehält, und daß in dieser Richtung weiter experimentiert wird. [...] (N. N.: Der Deutsche Rundfunk, 5. Jahrgang, Heft 7, 13.02.1927, S. 447)
In der Programmzeitschrift "Der Deutsche Rundfunk" werden abweichend von der Darstellung bei Kurt Pinthus als Sprecher ausgewiesen: Albert Steinrück (Danton), Paul Bildt (Robespierre), Lina Lossen (Julie, Dantons Gattin), Grete Jacobsen (Lucile, Gattin Desmoulins), Gerda Müller (Marion). Diese Angaben werden auch in der Programmzeitschrift "Funkstunde" bestätigt.
Die Angabe des Komponisten erfolgt nach der Programmgeschichte des Hörfunks in der Weimarer Republik. Hrsg. von Joachim-Felix Leonhard. München 1997. S. 1093.