ARD-Hörspieldatenbank
Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Anarchie in Sillian
Vorlage: Anarchie in Sillian (Theaterstück)
Bearbeitung (Wort): Arnolt Bronnen
Kommentar: Arnolt Bronnen
Regie: Alfred Braun
" Ort der Handlung: Das Kraftwerk Sillian" ( Der Deutsche Rundfunk. 5. Jahrgang. Heft 17. 24.04.1927. S. 1192)
"Sein [Bronnens] Schauspiel 'Anarchie in Sillian', das nun als Sendespiel vor dem Berliner Mikrophon gespielt wird, hatte im Staatlichen Schauspielhaus einen nachhaltigen Erfolg, der nicht nur auf das unheimliche Tempo der Bühnenvorgänge, sondern auch auf die grundlegend neue Art der Problemstellung und der Dialogbehandlung zurückzuführen war." (N. N.: Der Deutsche Rundfunk. 5. Jahrgang. Heft 17. 24.04.1927. S. 1162 [Vorschau])
"Alfred Braun zeigt von neuem, daß er Wagemut und Unternehmungsgeist genug besitzt, um auch die jüngste Dichtergeneration in ihren wertvollsten Erscheinungen zu Worte kommen zu lassen. Nachdem er vor einigen Wochen durch die denkwürdige Aufführung von Brechts 'Mann ist Mann' einen bleibenden Eindruck vermittelt hatte, bringt er uns nun Arnolt Bronnens Schauspiel 'Anarchie in Sillian', und wieder stehen wir überrascht vor der Tatsache, daß diese moderne Dramatik durch ihre Haltung wie auch durch ihren Stil dem Rundfunk stark entgegenkommt. Diese Dialoge, die in knappen Sätzen Charaktere des heutigen Menschentyps in natürlicher Größe vor uns erscheinen lassen sind wie für das Mikrophon geschaffen. Auch bietet gerade dieses Bronnensche Drama durch sein Milieu und durch das unheimliche Tempo, das eine zwingende Handlung zwingend zu Ende führt, alle akustischen Möglichkeiten für den Aufbau eines Sendespiels und für die Erzeugung einer inneren Spannung, die es einem unmöglich macht, den Hörer wegzulegen, bevor das letzte Wort verklungen ist. Bronnen hat sein Werk selbst für den Rundfunk bearbeitet. Er hat gezeigt, daß er die gleiche Unerbittlichkeit des Rotstifts, mit der er Schillers 'Wallenstein' behandelt hatte, auch auf ein eigenes Werk anzuwenden bereit ist. Wertvolle Szenen, auf die er dabei verzichten mußte, wird er selbst abenso schwer vermissen wie wir. Aber es wird erreicht, daß dieses mit Vorgängen eruptivster Art erfüllte Geschehen in den Zeitraum einer Stunde zusammengedrängt wird. Damit war schon das Tempo gegeben [...]. Für die Entwicklung des Hörspiels war dieser Abend weniger ertragreich als das Brechtsche Sendespiel. Wahrscheinlich weil Bronnen sich mehr bühnendramaturgisch als hörspielmäßig eingestellt hatte. Was diesmal fehlte, war die typisch funkische Formgestaltung, die uns damals so überrascht hatte. Dazu kommt, dass die akustische Unternehmung wieder (der Eigenart Edmund Meisels entsprechend) stark naturalistisch gefärbt war. (Übrigens, wenn schon realistisch, dann aber auch richtig: In einem Elektrizitätswerk hört man keine stampfendden Maschinen und kolben, sondern höchstens ein leises Surren der Dynamos.) Sicher hätte sich mit rein musikalischen Mitteln das innere Tempo dieser Dichtung stärker erfassen lassen können. [...]." (N. N.: Der Deutsche Rundfunk. 5. Jahrgang. Heft 19. 8. Mai 1927. S.1304)