Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Uwe Dick

Sauwaldprosa (1. Teil)

Vorlage: Sauwaldprosa (Prosa)
Komposition: Gunnar Geisse
Redaktion: Katarina Agathos, Herbert Kapfer
Technische Realisierung: Wilfried Hauer, Susanne Herzig
Regieassistenz: Stefanie Ramb

Regie: Michael Lentz

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/Sprecherin
    Marisa Burger
    Uwe Dick
    Peter Fricke
    Eisi Gulp
    Sophia Siebert
    Hanns Zischler

Im "Land der Panzerpratzenkrebse", "Hinter den sieben mal sieben Hügeln" und "drei Fahrradstunden hinter den Messerbrechern des Töginger Waldschnacks Gustl", "drobm überm unterm Inn", da steht der Sauwald. Sauen gibt es dort keine mehr, die "gingen zurück, man schoß sie ab, bis auf ein paar überlebende Glücksschweine - die Sauen gingen  und die Namen blieben". So klar Uwe Dicks Sauwald topographisch zu verorten ist - er liegt im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet hinter Passau am Inn - so unergründbar ist er als Ort der Sagen, Mythen und der Vergangenheit. Und wie die Säue als sprachliche Spuren im Namen des Ortes weiterleben, so ist auch der Wald vor allem eins: ein Raum der Sprache und des Klangs - Sauwaldprosa. Die Sauwaldprosa von Uwe Dick erschien erstmals 1976 und wurde in den folgenden Jahren in sechs weiteren Ausgaben als work in progress vom Autor ständig erweitert und ausgebaut. Das Wortwurzelwerk eines poetischen Rebellen wider alle Hierarchien - Dichtung des Zorns und Lachstaunen, Grobiansidiotikon und subtile Wortkunst - speist eine Waldkabbala, deren Magischer Surrealismus das Innviertel zum Inniversum potenziert. Uwe Dick steht für Sprache, nicht für Schreibe. Er glaubt an die Optimierung des Denkens durch Witz, sucht und erreicht - stets auf der Lauer nach dem Unvorhersehbaren - die Radikalisierung des Augenblicks, und denkt - bildmächtig von kindauf - in Stimmen. Insofern ist das Radio der ideale Raum für seine unverwechselbaren AudioVisionen. Dass die Sauwaldprosa so gut wie alle literarischen Genres - Roman, Essay, Krimi, Märchen, Reportage, Stachelrede, Poly-, Dia- und Monolog, Brief, Tag- und Nachtbuch, Epigramm pp. - vereinigt, ist eine Konsequenz der Maxime: "Vielfalt statt Einfalt, bitte!" Wem das - im Hörspiel wie im Buche - "zu viel" ist, dem gilt Uwe Dicks Zärtlichkeit: "Jeder ist seines Glückes Hufeisen am eigenen Kopf". Auch: "Die wenigsten kommen blöde zur Welt. Sie werdens dann nur. Aus Bequemlichkeit". Dem Bürgerrechtler "Im Namen des Baumes / und seines eingeborenen Sohnes / des Buntspechts" ist Poesie eine Lebensweise. Sie ist - die zwölf Hörspiele des BR erweisen es - "Nervenkunst", Affektgewitter, Vokabelargwohn durch Spruch und Widerspruch, Biographie statt Karriere, Phantasie statt Extasy für hellwache Hörer  und setzt alles daran, dass ihn viele gut, wenngleich nicht immer gern verstehen. Aber der Partisan des Poetischen berücksichtigt: "Die Sprache weiß mehr als ein jeder. Und dennoch fasst sie nicht einen von uns. Es sei denn, er gebe ihr Wort".

Im Bild: Hanns Zischler
BR/Ulrike Kreutzer
Im Bild: Hanns Zischler BR/Ulrike Kreutzer

Produktions- und Sendedaten

  • Bayerischer Rundfunk 2012
  • Erstsendung: 30.09.2012 | 51'49

Veröffentlichungen

  • CD-Edition: Antje Kunstmann Verlag 2012

Auszeichnungen

  • hr2-Hörbuchbestenliste November 2012 (3. Platz)
  • hr2-Hörbuchbestenliste Dezember 2012 (3. Platz)

Rezensionen (Auswahl)

  • Hannes Hintermeier: Er schmeckt die Wörter, wendet sie auf der Zunge. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.11.2012. S. 32 (bezieht sich auf die Hörbuch-Edition). - Stefan Fischer: Wie die Welt blökt. In: Süddeutsche Zeitung 1.10.2012. S. 37.

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