ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung, Mundarthörspiel
D'r Seelahiater
Alemannischer Hörspielmonolog auf Elsasserditsch von Pierre Kretz mit Motiven aus seinem Roman "Der Seelenhüter"
Sprache des Hörspiels: elsässisch
Vorlage: Der Seelenhüter (Roman, französisch)
Übersetzung: Irène Kuhn
Dramaturgie: Uta-Maria Heim
Technische Realisierung: Dietmar Rözel, Norbert Vossen, Judith Rübenach, Johanna Fegert
Regieassistenz: Constanze Renner
Regie: Martin Graff
Seit meiner frühesten Kindheit schäme ich mich, dieses Gefühl klebt mir an der Haut, und ich würde es gerne loswerden. Ich kann nichts dafür, dass mein Vater als deutscher Soldat in Russland gefallen ist und er auch nicht, das weiß ich wohl. Ich kann auch nichts dafür, dass meine Mutter in der Irrenanstalt in Rouffach gestorben ist. Aber es lässt mich einfach nicht los. Im Übrigen weiß ich, dass ich nicht wie die anderen bin. In einem intensiven, schier schonungslosen Monolog, aber doch nicht ohne Herz und Witz, erzählt ein Mann, warum er sich so ganz aus der Welt und Wirklichkeit zurückgezogen hat. Mitten in seinem Dorf, "Heimsdorf", das aussieht wie jedes andere elsässische Dorf auch, lebt er freiwillig im Keller seines Elternhauses. Er ist zum "Hüter der Seelen" all der elsässischen Soldaten geworden, die (freiwillig? zwangsverpflichtet?) für Hitler und Deutschland in Russland gefallen, verschollen sind und er ist damit zugleich auch als Hüter der Seelen ein Fürsprecher der vielen elsässischen Frauen, die ohne Männer geblieben sind. Seine "Lebensbeichte" öffnet den Weg zur Linderung, zur klarsichtigeren Gelassenheit, vielleicht zur Aussöhnung - wobei das zwangsweise Aneignen der Sprache, der deutschen wie der französischen, und das ist das Hauptthema der Geschichte, stets als Akt der Gewalt empfunden wurde.