ARD-Hörspieldatenbank
Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Die Hermannsschlacht
Ein Drama in fünf Akten
Vorlage: Die Hermannsschlacht (Theaterstück)
Regie: Julius Witte
" Auf dem Herausarbeiten der straffen Handlung (als Bewegung, nicht als Reflexion), die auf gegenständliche Begriffe zentriert ist, beruht die Funkwirkung des Kleistschen Dramas. Zu dieser Erkenntnis hat uns Wittes intensive Bemühung um die Darstellung des Kunstwerks geholfen. Es wäre sehr wünschenswert, daß im Anschluß an diese gelungenen Versuche ein Shakespeare und ein ausgesprochenes Geselschaftsstück (meinetwegen ein Wilde) erscheinen, damit man sehen könnte, wo hier - beim Spiel mit nicht gestraffter Handlung und bei der Handlung als Reflexion - die Probleme der Funkdarstellung liegen. Die Aufführung des 'Käthchen' zeugte schließlich noch den Weg zu einer möglichen Form des Funkspiels. Einen Weg, den Witte allerdings nicht gegangen ist, nicht gehen konnte, weil er dann das Kunstwerk Kleists hätte zerbrechen müssen und Achtung vor dem dichtergewollten Wort für ihn die Primärforderung künstlerischer Interpretation ist. Witte mußte zwischen Handlungsvollständigkeit und Spieldauer ein Kompromiß schließen. So gab er zweimal an Stelle gestrichener Szenen Inhaltsangaben. Dabei kam der Eindruck auf, daß dieses Zerbrechen des Dramas - konsequent durchgeführt - und das Wiederzusammenfügen der Bruchstücke durch Prosadarstelllung zu einem völlig neuen, ausgesprochen Funkkunstwerk hätte führen können. Ich hoffe, daß dieser Versuch sich in absehbarer Zeit an einem Objekt, dem man dabei fast keine Gewalt anzutun braucht, anstellen lassen wird." (N.N.: Der Deutsche Rundfunk. 5. Jahrgang. Heft 44. 28.10.1927. S. 3041)