ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel



Auditor

Reisinger gegen Reisinger

wegen Ehescheidung

Ein Hörspiel



Regie: Otto Normann

Eine Ehetragödie? Ja; freilich nicht vom Geiste August Strindbergs, dessen Dramen diktiert wurden von der entsetzlichen Erkenntnis, daß die beiden Geschlechter in dauerndem Kampf auf Leben und Tod stehen; diktiert vom Haß des Mannes gegen die siegreiche Dämonie der Frau. Dieses Hörspiel ist kein "Totentanz" und keine "Gespenstersonate". Gewiß, auch in ihm wird ein Kampf zwischen Mann und Frau geschildert, aber ein im Grunde genommener kleiner, alltäglicher Kampf vor den Gerichtsschranken; mit einem Ende, das trotz allem nicht jene trübe, trostlose Zukunft in Aussicht stellt, wie es bei Strindberg der Fall ist. In diesem Stück wird der Gang eines Scheidungsprozesses von Anfang bis zu Ende aufgezeigt. Den Anlaß zur Scheidung hat nach der Ansicht von Frau Reisinger ihr Mann gegeben, weil er sie angeblich mit einer ihrer Freundinnen gelegentlich eines Balles hintergangen hat. Sie läßt von einem Rechtsanwalt einen Schriftsatz anfertigen, in dem ihr Mann dank der Dialektik des Rechtsanwalts und der Schilderung ihrer Mutter plötzlich als ausgesprochener Unmensch dasteht. Reisinger ravanchiert sich, indem er Widerklage erhebt. Sein Rechtsanwalt charakterisiert Frau Reisinger so, daß ein eheliches Zusammenleben mit ihr unmöglich erscheint. Der Prozeß läuft und läuft. Ein ganzes Jahr geht vorüber, bis endlich der Tag herannaht, an dem die Schlußverhandlung vor der Zivilkammer des Landgerichts stattfindet. Aus der Beweisaufnahme, die eine Anzahl von Zeugen im Gefolge hat, geht nicht hervor, wer von den Eheleuten eigentlich der schuldige Teil ist, wenn von einer direkten Schuld überhaupt die Rede sein kann. Selbstverständlich versuchen die gegnerischen Rechtsanwälte unter Aufgebot all ihrer Beredsamkeit, die Schuld von ihrem Mandanten abzuwälzen. Das Gericht sieht aber keinen Grund zur Scheidung, und es verkündet das Urteil: "Klage und Widerklage werden abgewiesen, die Kosten des Rechtsstreites werden gegeneinander aufghoben." (kew: Königsberger Rundfunk und Ostdeutsche Illustrierte. 6. Jahrgang. Nummer 19. 05.05.1929. S. 6.)

Übertragung aus Danzig

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Kurt PrenzloffKarl Reisinger, Disponent
Charlotte BerlowElly Reisinger, geb. Schreiber, seine Frau
Henny von WeberKatharina Schreiber, Kanzleiratswitwe
Fränze BehrendtFrau Mimi Ruppel
Anni KerstenFrau Philippine Stöcklein
Gustav NordFriedrich Kübel, Vertreter
Grete MarkreiterFrau Maria Linkenbach, Witwe
Betty KüperFräul. Lilly Batz, Modistin
Frida WernerFrau Marianne Benz, Monatsfrau
Otto NormannSyndikus Dr. Schlosser
Richard KnorrRechtsanwalt Trenk
Emilie KrügerFräulein Heinecke
Karl BrückelJustizrat Lubowski
Fritz BlumhoffLandgerichtsdirektor


 

Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

ORAG - Ostmarken Rundfunk AG (Königsberg) 1929

Erstsendung: 11.05.1929 | 21:00 Uhr | ca. 75'00


Livesendung ohne Aufzeichnung


Grundlage der Datenerhebung: Nachlass Karl Block (Hörspiele); Königsberger Rundfunk und Ostdeutsche Illustrierte (Programmzeitschrift)


Darstellung: