Sendespiel (Hörspielbearbeitung)
Autor/Autorin:
Oscar Wilde
Salome
Tragödoie in einem Akt von Oscar Wilde
Vorlage: Salome (Theaterstück, französisch)
Übersetzung: Hedwig Lachmann
Regie: Carl Ch. A. Hagemann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Albert Steinrück Herodes, Tetrarch von Judäa Rose Lichtenstein Herodias, Gemahlin des Tetrarchen Grete Jacobsen Salome, Tochter der Herodias Theodor Loos Jochanaan, der Prophet Gillis van Rappard Der junge Syrier, Hauprmann der Wache Hellmuth Kassing Page der Herodias Meinhart Maur Erster Jude Georg Paeschke Zweiter Jude Erwin Kopp Dritter Jude Max Bing Erster Soldat Otto Wollmann Zweiter Soldat Louis Rainer Nazarener
„Aus den Berliner Sendeereignissen der letzten Zeit ragt die Aufführung von Oskar Wildes „Salome“ weit heraus. Der neue künstlerische Leiter des Berliner Rundfunks erschien zum zweiten Male als Sendespiel-Regisseur, und es ist nach diesem Abend leichter, die künstlerischen Ziele und Absichten Dr. Karl Hagemanns zu erkennen, als nach einer Operettenaufführung. Mit seiner „Salome“-Aufführung hat Hagemann nun gezeigt, daß er der richtige Mann ist, um der Entwicklung des Hörspiels neue Wege zu weisen. Er arbeitet allerdings nicht mit den lauten Mitteln einer Regie-Akustik, sondern er sieht offenbar die wesentlichsten Aufgaben des Funkregisseurs in einer feinen Abtönung der Einzelstimmen und des Gesamtklangs. Er sucht durch einen reichen Wechsel von strak differenzierten Klangfarben dem gesamten akustischen Bild eine innere Bewegung zu geben, die das dramatische Geschehen von einer anderen Seite her aufgreift, steigert und oft zu überraschenden Höhepunkten führt. Diese stille und feine Funkregie, die erst eine abgerundete künstlerische Leistung zustande bringen kann, hatten wir bei Alfred Braun nur in ganz seltenen Fällen, bei seinen besten Lustspielaufführungen angedeutet gefunden. Völlig überraschend wirkte in dieser „Salome“-Darstellung die klangliche Gegeneinanderstellung der Sprechstimmen. Die Figuren waren in ihrem Stimmcharakter so deutlich voneinander unterschieden, daß man sie ohne Anstrengung sofort wiedererkannte. [---] Mit der Wahl von Wildes „Salome“ für seine erste Sendespielregie im Rundfunk hatte Hagemann einen glücklichen Griff getan. […] Grete Jacobsen gab die Solome nicht als verführerisches Weib, sondern sie spielte ein hysterisches kleines Mädchen, das mehr aus Trotz, als aus denTiefen einer unheimlichen Erotik ihre grausige Forderung stellt. […] Alfred Braun löste die schwierige Aufgabe, die er sich mit der Uebernahme der Rolle des Herodes gestellt hatte, überraschend gut. Besonders im Anfang gelang es ihm, mit rein sprachlichen Mitteln diese Figur zu zeichnen. […] Die einheitlichste sprachliche Leistung bot Rose Lichtenstein, die die Herodias als ein keifendes Weib ohne Uebertreibungen, aber immer bis hart an die Grenze spielte. […]“
(Ascoltante: Der Deutsche Rundfunk. 6. Jahrgang. Heft 8. 17.02.1928. S. 487 f.)
Produktions- und Sendedaten
- Funk-Stunde AG (Berlin) 1928
- Erstsendung: 09.02.1928 | 21:00 Uhr
Livesendung ohne Aufzeichnung
Grundlage der Datenerhebung: Nachlass Karl Block (Sendespiele); Der Deutsche Rundfunk (Programmzeitschrift)
Rezensionen (Auswahl)
- Ascoltante: Der Deutsche Rundfunk. 6. Jahrgang. Heft 8. 17.02.1928. S. 487 f.