Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Rainer Wieczorek
Die Störung oder wie Beckett die Maulwürfe vergiftete
Vorlage: Tuba-Novelle
Bearbeitung (Wort): Matthias Baxmann, Ralph Gerstenberg
Redaktion: Steffen Moratz
Technische Realisierung: Holger Kliemchen, Christian Grund
Regie: Gottfried von Einem
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Jens Harzer Mann Burghart Klaußner Die Stimme
Ein Autor auf den Spuren Samuel Becketts, eine Schreibhemmung, eine Tuba die an die gellenden Schüsse eines Jagdgewehres gemahnt und an frühe Kindheitserinnerungen: Das sind Ingredienzien dieses neuen FIGARO-Hörspiels. Wenn Samuel Beckett schreiben wollte, zog er sich in sein kleines Landhaus in Ussy-sur-Marne zurück. Hier entstanden viele seiner Meisterwerke. Doch nicht immer ging ihm die Feder leicht von der Hand; in seinem Schreib-Refugium wurde er auch immer wieder von Schreibhemmungen heimgesucht. Ein neunmonatiges Stipendium soll es einem jungen Mann ermöglichen, einen Essay über Becketts Schreibort in der französischen Provinz zu verfassen. Ein Anfang ist schnell gefunden, bald aber versiegt auch ihm das Schreiben, als im Haus gegenüber ein Tubist einzieht und beginnt, sein tägliches Übungspensum zu absolvieren. Es ist zum Verzweifeln, zum Lachen, zum Heulen - aber nicht zum Schreiben! Oder doch? Doch gerade? Wie mag es Beckett ergangen sein, als sein Nachbar, Monsieur Horviller, eine Jagdhütte vor seinem Garten baute und Beckett fortan Schüsse hörte? "Die Störung war das Gefürchtete und Gesuchte zu gleichen Teilen." Denn der Tubist bringt mit seinem sperrigen Instrument noch weit mehr zum Schwingen als die Nerven des Essayisten: Immer tiefer wird dieser in seine Kindheit zurückversetzt, in der ein musizierender Vater nichts mehr fürchtete, als von seinem Sohn gestört zu werden. Doch am Ende scheint die Störung gar zum notwendigen Begleiter seines Tages geworden sein. Keine Schöpfung ohne Störung also? Der Stipendiat jedenfalls freundet sich an mit der Störung, er spürt den Wert des Nicht-Schreiben-Könnens als Widerstand, an dem ein Werk reifen kann.
Weitere Informationen
Rainer Wieczorek wurde 1956 in Darmstadt geboren und lebt dort mit seiner Familie. Seit 1992 ist er Lehrer am Gymnasium. Von 1995 bis 2009 übernahm er gemeinsam mit Andreas Müller die Programmleitung des Darmstädter Literaturhauses. Für seine Erzählungen erhielt er 1997 den Lichtenberg-Preis für Literatur. Die "Tuba-Novelle" ist der zweite Band einer Trilogie von Künstlernovellen.
Produktions- und Sendedaten
- Mitteldeutscher Rundfunk 2013
- Erstsendung: 08.12.2013 | 53'06