Hörspielbearbeitung, Kurzhörspiel
Autor/Autorin:
Pietro Aretino
Die Gespräche des göttlichen Pietro Aretino (1. Teil)
Wie Nanna in Rom unter einem Feigenbaum der Antonia von dem Leben der Nonnen erzählte
Vorlage: Die Gespräche des göttlichen Pietro Aretino (Roman, italienisch)
Übersetzung: Heinrich Conrad
Technische Realisierung: Peter Kainz
Regie: Götz Fritsch
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Maria Happel Nanna Carmen-Maja Antoni Antonia
Eine der sichersten Methoden, Unmut und Zorn auf sich zu ziehen, ist das Verfassen satirischer Schriften. Das hat der italienische Dichter Pietro Aretino, der 1492 in Perugia geboren und 1556 in Venedig begraben wurde, mehr als einmal am eigenen Leibe erfahren. Dieser frühe Meister der pointierten Provokation - der entgegen der Mode seiner Zeit, wenig auf das Studium antiker Vorbilder gab, sondern statt dessen dem Volk 'auf's Maul schaute' und so schrieb, wie man in den Vorstädten sprach - ließ sich weder durch Verbannung noch durch Verleumdungen oder gar Mordanschläge von seiner Passion, die Gelüste seiner Zeitgenossen unverblümt beim Namen zu nennen, abhalten. Diesem Umstand verdanken wir einen äußerst freizügigen und amüsanten Blick hinter die Fassaden der klerikalen Paläste und Klostermauern Roms zu Beginn des 16. Jahrhunderts, wo es - glaubt man Aretino - ebenso wenig fromm zuging, wie in den Gemächern stadtbekannter Kurtisanen oder den versteckten Kabinetten ehrbarer Bürger. Unter dem Titel »Die göttlichen Gespräche des Pietro Aretino« erschien 1538 in Venedig erstmals jener offenherzige Bericht, der Aretino bis ans Ende seines Lebens den Weg nach Rom versperrte. Denn niemand anderes als zwei mit allen Wassern gewaschene Huren räsonieren über ihre einstigen Affären, liebeswütige Männer und die Frage, worin sich Nonnen, Ehefrauen und Huren unterscheiden. Und für eine Beichte aus der Feder Aretinos ist es nicht verwunderlich, dass sie dabei mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede finden.
Weitere Informationen
Aretinos Vater war Schuster, seine Mutter vermutlich eine Dirne. 1516 zog er nach Perugia und wollte dort Maler werden. Er lebte danach in Rom. Als 1522 der sittenstrenge Papst Hadrian VI. den Thron bestieg, musste er die Stadt verlassen. Als dann aber ein Jahr später sein alter Förderer Giulio de' Medici Papst Clemens VII. wurde, kehrte er zurück. Seinen ersten großen Erfolg feierte er 1525 mit den "sonetti lussuriosi". Aufgrund dieser obszönen Sonette bekam Aretino Todesdrohungen, verließ Rom wieder und zog nach Venedig.
In Venedig genoss er rasch die Protektion mächtiger Männer. Dank der blühenden Druckkunst verbreiteten sich seine scharfzüngigen Schriften rasch. Aretino pflegte Kontakte sowohl zum deutschen Kaiser als auch zum französischen König Franz I. Die politischen Kontrahenten subventionierten ihn großzügig - beide in der Hoffnung, er möge dem politischen Gegner möglichst viel Schaden zufügen, den jeweiligen Mäzen aber schonen. Aretino verkaufte seine literarischen Dienste stets an den, der am besten zahlte. Seine Briefe und Artikel voller Schmeicheleien, gezielten Enthüllungen oder Schmähungen dienten zum großen Teil zu Erpressungen, von deren "Erlös" er sich seinen Unterhalt finanzierte.
Wahrscheinlich ist Pietro Aretino an einem Schlaganfall gestorben. Es heißt aber auch, er soll vor Lachen über einen unflätigen Streich seiner Schwester vom Stuhl gestürzt sein und sich dabei das Genick gebrochen haben.
Produktions- und Sendedaten
- Mitteldeutscher Rundfunk 2003
- Erstsendung: 05.12.2003 | MDR KULTUR | 28'05