Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Wenedikt Jerofejew

Die Reise nach Petuschki (5. Teil)

Vorlage: Die Reise nach Petuschki (Москва — Петушки) ("Poem", russisch)
Übersetzung: Natascha Spitz
Bearbeitung (Wort): Regina Moths
Technische Realisierung: Günter Heß, Monica Graul
Regieassistenz: Christina Reiher

Regie: Ulrich Gerhardt

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/Sprecherin
    Rufus Beck

"Warum nur bin ich ein Idiot, Dämon und Schwätzer in einem?" Wenedikt ist ein leutseliger Trunkenbold; er säuft sich durch Moskau, will endlich den Kreml sehen, gelangt jedoch immer nur zum Kursker Bahnhof. Es ist Freitag. Er drückt sich sein Köfferchen, gefüllt mit Schnaps und Geschenken für die Geliebte und den Sohn, ans Herz und macht sich auf den Weg nach Petuschki. In einem langen Monolog philosophiert er melancholisch und gewitzt über das Trinken und die Benommenheit, Wirkung, Menge und zu beachtende Reihenfolge der alkoholischen Getränke; er hält Zwiesprache mit den Engeln, die ihn nach einer durchzechten Nacht bis zu seinem ersten Lächeln des Tages begleiten. Von seinen nüchternen Mitmenschen herumgestoßen, sitzt er schließlich im Zug und auch da bald im hochprozentigen Dunstkreis fremder Mitreisender. Zechend erzählen sie sich traurige, tragisch-komische und wirre Geschichten, voll von politischen Anspielungen und derben Anzüglichkeiten; beratschlagen über das Trinken, die Weiber und die Dichter. Gogol, Lenin, Marx, Tschechow... sie alle nisten in Wenedikts Gedanken, verschwimmen immer mehr, gleiten ab in revolutionäre Phantastereien und enden in einer grotesken Entlarvung sozialistischen Arbeitsalltags und verschlissener Revolutionsideologie. In seinem Taumel kommt er zu erstaunlichen Lebensweisheiten, befragt seine umnebelten Erinnerungen zu Begebenheiten und Begegnungen, in kindlichem Selbstbetrug, in Wehmut, Verwirrung und wundersamen Nachforschungen über den Schluckauf - noch in der frohen Erwartung seiner "Köngin mit Augen wie Wolken", bei der er nie ankommen wird.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Bayerischer Rundfunk 1992
  • Erstsendung: 04.11.1992 | 21'55

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