ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Edgar Allan Poe, Charles Baudelaire, Rainer Römer
Der Mann in der Menge
Vorlage: The Man in the crowd (Erzählung, amerikanisch), A une passante (Gedicht, französisch)
Komposition: Rainer Römer
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Andreas Völzing, Burkhard Pitzer-Landeck, Daniel Senger, Sonja Röder, Anke Schlipf
Regieassistenz: Constanze Renner
Regie: Rainer Römer
1840 schrieb Edgar Allan Poe seine Erzählung über einen Flaneur, der im Café aus dem Fenster dem vom Gaslicht beschienenen Stadtleben zuschaut. Plötzlich erblickt er einen geheimnisvollen Mann in der Menge. Er folgt ihm, um sein Geheimnis zu ergründen, nicht wissend, was diesen Mann, der einen Dolch oder einen Diamanten unter dem Gewand trägt, bis frühmorgens durch die Straßen Londons treibt. 17 Jahre später erschien Charles Beaudelaires Gedicht »A une passante«, seine Hymne an die in der Menge »Vorübergehende«. Nur als flüchtig Erblickte vermag sie, die man weder ansprechen noch sie stehen bleiben darf, das alte Glücksversprechen der Liebe erinnern. Städte sind Wirklichkeits- und Möglichkeitsräume, nicht zuletzt für die Einsamen, die sich in ihnen spiegeln. Rainer Römer hat Poe und Beaudelaire im Gepäck, im englischen und französischen Original wie in den deutschen Übersetzungen. Er durchstreift mit ihnen London, Paris und Berlin, begleitet vom Mikrofon. Es entstehen Korrespondenzen von Fieldrecordings und Instrumentalkompositionen, »musique concrète«, Klanglandschaften und Gesängen. Stimmen erinnern dabei an die Texte aus dem 19. Jahrhundert, die im heutigen Sound immer wieder wie eine zeitgenössische Matrix durchscheinen.
Rainer Römer, geboren 1956 in Würzburg, ist Mitglied des Ensemble Modern und Professor für Schlagzeug an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/M. Daneben realisiert er Musikperformances und -installationen mit u.a. Carsten Nicolai, musikalische Hörstücke, zuletzt »Hochzeit aus Licht und Schatten. Nach Albert Camus« (SWR 2013).