Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Franz Hiesel
Jaburek
History-Fiction-Hörspiel
Komposition: Matthias Thurow
Regie: Heinz-Wilhelm Schwarz
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Otto Schenk Jaburek Otto Bolesch Wirt Helma Gautier Melanie Axel Radler Benno von Saftleben Klaus Martin Heim Wilhelm I. Peter Wolfsberger Franz Joseph I. Erik Frey Benedek Hilde Weissner Königin Augusta Herta Konrad Gräfin X Rolf Boysen Moltke Olivia Silhavy Agnes Peter Simonischek Sternberg Gabriele Schuchter Luitgard Martin Haberger Schnittke Rolf Hoppe Napoleon III.
Jaburek, der brave Kanonyr, kann nur Tscheche sein. Ob er existiert
hat, so als physische Person, ist nicht erwiesen und nicht widerlegt.
Sicher hängt er an der Wand im Wirtshaus "Zum braven Kanonyr Jaburek"
in Sadová. Ein Brustbild, mit Ölfarben von einem zeitgenössischen
Künstler lebensecht gemalt; und er wird besungen, vom Volksmund. Seit
rund ein hundertzwanzig Jahren dasselbe Spottlied von seiner
unerschöpflichen Tapferkeit. Auch mit überaus spärlicher
Körperlichkeit ist Volksheld Jaburek befähigt, Unmögliches möglich zu
machen. Er ist Vermittler, ein Informant und Zeitzeuge der großen
Schlacht bei Königgrätz 1866. Und er ist für eine Dame aus Wien und
einen Herrn aus Berlin so etwas wie ein Pilgerziel. Beide sind mit der
Geschichte, jeweils ihres Landes, nicht einverstanden, nicht zufrieden
und sind auf der Suche nach einer jeweils anderen Geschichte.
Österreich - Preußen, ob das anders ausgehen kann, anders ausgehen
könnte? Nach "Die gar köstlichen Folgen einer Belagerung" und "Dieu le
veut!" legt Franz Hiesel das dritte Exempel für ein Hörspielgenre vor,
das er mit "History-Fiction-Hörspiel" umschreibt; Witz, Satire und
Spott sind dabei wichtige Vorzeichen. So wie Schweijk an allem
unschuldig, ist Jaburek an allem schuld. Genau genommen stellt der
"Brave Kanonyr Jaburek" Krieg, Kriegsursachen, Kriegshandlungen, das
Militär ebenso infrage wie später der souverän-dumme, doch mit
sämtlichen Wassern gewaschene und durchtriebene "brave Soldat
Schweijk".
Weitere Informationen
Franz Hiesel wurde 1921 in Wien geboren, arbeitete neben
literarischer Tätigkeit zunächst als Bibliothekar, bevor er 1960 als
Hörspieldramaturg nach Hamburg ging. Später übernahm er die Leitung
der Hörspielabteilung des ORF/Landestudio Wien. Franz Hiesel hat ein
umfangreiches Hörspielwerk vorgelegt, 1959 erhielt er für "Auf einem
Maulwurfshügel" den "Hörspielpreis der Kriegsblinden".
Produktions- und Sendedaten
- Österreichischer Rundfunk / Westdeutscher Rundfunk 1986
- Erstsendung: 21.10.1986 | 67'25
- Deutsche Erstsendung: 25.01.1987 | 67'25