Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Gilbert C. Golo
Auto-Stop
oder: Morgenthaus Traum
Regieassistenz: Diether-Joseph Wallimann
Regie: Klaus Wirbitzky
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Michael Thomas Moderator Eva Garg Sprecherin Alf Marholm Ministerialbeamter Zapf Alois Garg Mohr Manfred Heidmann Minister für Automobile und Verkehr Bodo Primus Alfons Maria Sudermann Max Kellas Reporter/Werbesprecher Günter Kirchhoff Mann Gisela Claudius Frau Heinz Herrtrampf Junger Mann Wiltrud Fischer Junge Frau Matthias Ponnier PR-Mann Kurt Postel Quizmaster Karl-Heinz Bender Manager Curt Faber Präsident Peter Eschberg Auto-Verkäufer Peter René Körner Polizist Fritzleo Liertz Beamter Ferdinand Muth Partei-Redner
Im Jahr 70 nach Ford droht eine allgemeine Verweigerungshaltung gegenüber dem Automobil die Grundfesten des Staates zu erschüttern. Tag für Tag werden fünfzig Hektar Natur unter Beton und Bitumen begraben, und doch stehen pro Fahrzeug gerade noch zehn Meter Straße zur Verfügung. Freie Fahrt gibt es nur noch in der Werbung. Die KFZ-Versicherung verschlingt ein Monatseinkommen. Strafrichter verhängen drakonische Geldbußen. Die Gefängnisse reichen nicht mehr aus, um alle verurteilten Autofahrer aufzunehmen. Irgendwann ist die Reizschwelle überschritten. Über Nacht kommt es zur Umkehr. Die Menschen beginnen sich zu schämen, nur um der bequemeren Fortbewegung willen jahrzehntelang Hunderttausende umgebracht und verkrüppelt, die Luft verpestet und die Städte verwüstet zu haben. Die Lust am Automobil ist dahin. Während der Minister für Automobile und Verkehr die automobile Rezession als saisonal bedingte Unlust abtut und unbeirrt ein neues Autobahnteilstück nach dem anderen einweiht, geht der Trend weiter abwärts. Im Ministerium denkt man darüber nach, die Angestellten und Beamten bei Androhung von Disziplinarmaßnahmen zu Mindest-Kilometerleistungen zu verpflichten. Im Verlauf eines Fernsequiz kommt es zum Eklat, als ein gewisser Sudermann seinen Hauptgewinn, einen Super XLGT Sport, vor einem Millionenpublikum mit einem Stahlrohr kurz und klein schlägt. Sudermann wird zur Symbolfigur. Millionen melden ihre Fahrzeuge ab und geben freiwillig den Führerschein zurück. Autorallyes werden sabotiert, Grand-Prix-Gewinner beschimpft. Trotz schwindelnder Werbeetats und selbstmörderischer Preisnachlässe finden immer weniger Wagen einen Abnehmer. Die Zahl der Verkehrstoten ist auf zehn pro Woche gefallen. Im Parlament haben Sudermann-Anhänger die absolute Mehrheit erlangt. Die Opposition fordert Abschaffung der KFZ-Steuer und kostenloses Benzin als Maßnahmen zur Anhebung des Individualverkehrs. Erdöl- und Automobilindustrie stehen vor dem Ruin. Da wird der erfolgreiche Ausgang von Geheimverhandlungen mit Peking gemeldet. Die Aussicht, 800 Millionen Chinesen zu motorisieren, weckt neue Hoffnung.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1972
- Erstsendung: 29.11.1972 | 52'40