ARD-Hörspieldatenbank

Originalhörspiel
Goethes größte Pleite
Redaktion: Rosemarie Altenhofer
Regie: Hans Drawe
Kann Bergen-Enkheim es sich noch länger leisten, Johann Wolfgang von Goethe als Stadtschreiber zu übergehen? Ist nicht auch er inzwischen an der Reihe? Täte nicht auch ihm ein bißchen literarische Landluft gut im kleinen Häuschen „An der Oberpforte Nummer 4“? Fragt sich nur, ob er ihn überhaupt annimmt, den Posten. Schreiben kann er ja, darüber gibt's keinen Zweifel; aber kann es das Stadtschreiber-Gremium überhaupt wagen, einen Einheimischen zu küren, seit Bergen-Enkheim zu Frankfurt gehört? Natürlich könnte man Goethe als Weimarer deklarieren, zumal er 1817 sein Frankfurter Bürgerrecht ausdrücklich zurückgegeben hat. Aber gerade dieser vermeintliche „Verzicht“, der doch nur steuerliche Gründe hatte, - ist er nicht ein Hemmnis? Kann man ausgerechnet einem Ex-Bürger aus „Steuermitteln“ ein Jahr lang Logis bezahlen? Gewiß, er ist ein angesehener Kopf, der Bergen-Enkheim sicherlich zur Ehre gereichen würde. Auch auf einem Emaille-Schildchenam Dichterhaus würde sich der Schriftzug „Goethe“ zwischen Krolow, Köppen, Kühn und Bichsel vortrefflich ausnehmen.