ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel, Collage, Ars acustica
Friedrich Engels, Denis Diderot, Frantz Fanon, Christoph Korn
Riot
Hörstück unter Verwendung von Friedrich Engels' "Die Lage der arbeitenden Klasse
in England", Denis Diderots "Encyclopédie" und Textfragmenten
aus Frantz Fanons "Die Verdammten dieser Erde"
Vorlage: Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England (Prosa), Denis Diderot: Encyclopédie (Prosa, französisch), Frantz Fanon: Die Verdammten dieser Erde (Les damnés de la terre) (Prosa, französisch)
Komposition: Christoph Korn, Stefan Ettlinger
Dramaturgie: Manfred Hess
Technische Realisierung: Karl-Heinz Runde, Josuel Theegarten, Tanja Hiesch
Regieassistenz: Diana Müller
Regie: Christoph Korn
»Arbeiter! Dir widme ich dieses Werk ... Euer Erfolg ist
gewiss, und jeder einzelne Schritt vorwärts auf dem Weg,
den ihr zu gehen habt, wird unsrer gemeinsamen Sache
dienen, der Sache der Menschheit!«
An das deutsche Proletariat richtete Friedrich Engels
pathetisch sein Vorwort in den Schriften, die über die
»Lage der arbeitenden Klasse in England« informieren
sollen. Seine Texte enthalten statistische Erhebungen,
Reflexionen, vor allem aber eindringliche literarische
Beschreibungen der Lebenssituationen der damals Ausgebeuteten.
Der 25-jährige Engels schrieb diese Zeilen
1845 im Hause seines Vaters, der Textilfabrikant in Barmen
war. Vier Jahre später ist Engels dort, im Wupper-Tal,
einer der Anführer des »Elberfelder Aufstands«.
Das Hörstück »RIOT« ist keine akustische Rekonstruktion
der revolutionären Ereignisse des Jahres 1849 in
»Wupper-Tal« Elberfeld und Barmen. Eine Collage unterschiedlichster
Elemente setzt die Engels-Texte über das
Proletariat von Manchester in Korrespondenz zu den
Elberfelder Ereignissen, versucht sie aus ihrem historischen
Korsett zu befreien und für eine heutige Rezeption
zu öffnen.
»Die Collage realisiert sich über Erzählformen wie Popsong,
literarischer Text, Gedicht, O-Ton, Archivdokument.
Und Kompositionen aus Klängen alter Elberfelder
Arbeitswerkzeuge (z. B. von Webstühlen). Historische
Metaphern, Geschichten aus der frühen Klassengesellschaft
und Klänge aus dem frühen Industriezeitalter
verknüpfen sich zu einem zeitgenössisch arrangierten
Hohelied, das dem Aufstand gewidmet ist, dem revolutionären
Akt, der die Zeit anhält. Mitunter mag es um
das Aufscheinen dessen gehen, was im utopischen Kern
des Aufstands, und dort, wo er sich verschwistert mit
der Liebe zum Schwachen (pauper), sich immer mit zu
artikulieren vermag: etwas, so Ernst Bloch, ›was für sich
selber spricht, indem es noch schweigt‹.« (Christoph Korn)
Christoph Korn, geboren 1965 in Frankfurt a. M., lebt als Audio- und Medienkünstler in Düsseldorf. Zahlreiche seiner Arbeiten, die sich im Grenzbereich von Musik, Performance, Installation und Hörspiel bewegen, wurden von ARD-Rundfunkanstalten produziert. Zuletzt realisierte er für SWR2 die Radio- und Webprojekte »Eingedenken. de« (2014) und »Kairos-net.org« (2017). Seine intermediale Hörspielarbeit »Waldstueck« wurde beim Prix Ars Electronica ausgezeichnet.
Die Produktion wurde gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW und mit freundlicher Unterstützung des Bandwirkermuseums des Ronsdorfer Heimat- und Bürgervereins