Originalhörspiel, Kriminalhörspiel
Autor/Autorin:
Frank Witzel
Stahnke (6. Folge: Geldernbeck)
Komposition: Frank Witzel
Redaktion: Katarina Agathos
Technische Realisierung: Michael Krogmann, Susanne Herzig
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Regie: Leonhard Koppelmann
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Wiebke Puls Erzählerin Martin Feifel Stahnke Götz Schulte Über-Ich Oliver Nägele Unter-Ich Nicole Heesters Mutter Hanna Scheibe Sandra Katja Bürkle Almut Anna Drexler Henriette Jutta Speidel Frau Schmidt-Ery Rainer Bock Herr Schmidt-Ery Fabian Hinrichs Egelmann Axel Milberg Stilling Thomas Hauser Zahnarzt Jaecki Schwarz Kaumeister Thomas Birnstiel Mann 1 René Dumont Mann 2
Stahnke, ein ausgebildeter Architekt, Mitte vierzig, arbeitet für die Firma IGWT der Unternehmerin Schmidt-Ehry. Seine Aufgabe ist es, durch die Provinz der Bundesrepublik zu fahren und in Kleinstädten Möglichkeiten für Bauprojekte zu erkunden. Er analysiert dabei nicht nur die baulichen Gegebenheiten der jeweiligen Orte, sondern auch Sozialstruktur und politische Machtverhältnisse. Er muss deshalb vor allem die Schwachpunkte der Städte evaluieren, für die von seiner Arbeitgeberin oft nur scheinbare Lösungen angeboten werden. Stahnke - der in seiner Studentenzeit noch mit großem Interesse den städtebaulichen Diskurs verfolgt hat - ahnt, dass diese Bauprojekte reihenweise scheitern und mitunter sogar die Gemeinden in den Ruin treiben werden. Doch seine berufliche Ehre hat er längst verloren. Seine ganze Fach- und Menschenkenntnis, seine Fantasie und seine Intuition setzt er ausschließlich für einen Geschäftsabschluss ein. Um an Hintergrundinformationen der einzelnen Städte und Gemeinden zu gelangen, schreckt er auch nicht davor zurück, seine Gegenüber auszuhorchen und auszunutzen. So ist er beispielsweise mit verschiedenen Profilen bei Kontaktbörsen angemeldet, um Frauen aus der Stadtverwaltung der jeweiligen Kleinstädte zu treffen. Nicht nur vor anderen, auch vor sich selbst, schiebt er immer wieder die Notwendigkeit vor, Geld verdienen zu müssen, um seine Familie ernähren zu können. Dabei ist sein Privatleben im Begriff zu zerfallen. Stahnke ist ein Einzelgänger, der immer wieder in der Anonymität untertaucht. Seine Ehe ist geschieden, seine neue Beziehung zerrüttet. Ebenso ist das Verhältnis zu seiner fordernden Arbeitgeberin angespannt. Dennoch sind ihm Skrupel oder Selbstzweifel fremd. Sein Handeln hat er längst von seinem Fühlen abgespalten. Als eine Reihe mysteriöser Morde die Gegend erschüttert, die er jüngst für seine Standort-Evaluationen bereiste, gerät er ins Visier des ermittelnden Kommissars. Doch da ist Stahnke schon spurlos verschwunden.
„Die Ebene des Mythischen und Unbewussten dringt immer wieder in die Erzählung und in die scheinbar analytische Welt Stahnkes ein und entlarvt seinen Realismus als Illusion.“ (Frank Witzel)
In der Kleinstadt Geldernbeck macht Stahnke Bekanntschaft mit dem Trickbetrüger Kaumeister, der ihm aus einer Verlegenheit hilft und anschließend ausführlich über die Ausübung seines Handwerks informiert.
Weitere Informationen
Frank Witzel, geb. 1955 in Wiesbaden, Autor, Essayist, Zeichner, Musiker. Für seinen Roman Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969 erhielt er den Deutschen Buchpreis 2015 sowie den Robert Gernhardt Preis 2012. Weitere Veröffentlichungen u.a. Bluemoon Baby (2001), Revolution und Heimarbeit (2003), Vondenloh (2008). BR-Hörspieladaption Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (Hörspiel des Monats Juni 2016, Deutscher Hörbuchpreis 2017 in der Kategorie Bestes Hörspiel). Weiteres BR-Hörspiel und Film Die apokalyptische Glühbirne (2017).
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 2018
- Erstsendung: 18.11.2018 | Bayern 2 | 26'46
Rezensionen (Auswahl)
- Stefan Fischer: Schleichwege eines Scharlatans. In: Süddeutsche Zeitung vom 26.10.2018. S. 35.
- Alexander Matzkeit: Notizen aus der Provinz. In: epd medien Nr. 47 vom 23.11.2018. S. 31
- Rafik Will: Grandioser Startschuss. In: Medienkorrespondenz. Nr. 23. 16.11.2018. S. 33f.