Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Tomer Gardi
Wie die Blinden träumen
Übersetzung: Anne Birkenhauer
Technische Realisierung: Andreas Völzing, Judith Rübenach
Regieassistenz: Lukas Fuetterer
Musik: Tobias Purfürst, Jair Elazar Glotman
Regie: Noam Brusilovsky
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Tomer Gardi Erzähler Josefine Israel Sandra Levin Grazia Pergoletti Linda Dabrovski Stephan Wolf-Schönburg Daniel Hahn Maik van Severen Peter Raaf Maximilian Reichert Arnold Krause Anna Stieblich Edith Lang Sofia Flesch-Baldin Lautsprecherdurchsagen O-Ton Funktion Silja Korn Blinde Ugne Metzner Blinder Roswitha Röding Blinde
"Erinner' deiner Traum an der Nacht nach Rainers Tod.
Die riesigen Dinosaur Knochen am windigen Strand,
weiß und kahl. Und wie in deiner Traum kein Geräusch
von Meer war. Kein Geschmack von Salzwasser in deiner
Mund, kein Gefühl von Wind auf deiner Haut. Kein Meer
Geruch in deiner Nase. Ein Traum aus Sicht. Ein Bild nur.
Die riesigen Dinosaur Knochen am windigen Strand.
Erinner, das Sehen ist der Sinn der Gesellschaft des Spektakels.
Der Sinn von Kauf und Konsum. Der Sinn von Massenwerbung
und Waren Bulimia. Der Sinn von Diäten
und Haarentfernung, Plastik in Brusten und Lippen.
Der Sinn der Augenwischerei. Augen zu. Heute hören
wir Stimmen."
Wie stellt ein Mensch, von Geburt an blind, in seinem
Traum Emotionen, Gefühle, Assoziationen dar? Und wer
hat eigentlich die Macht über diese Geschichten?
Im neuen Hörspiel von Tomer Gardi berichten drei Blinde
in einem Schlaflabor von ihren Träumen, ein Klangkünstler
arbeitet an deren akustischer Übersetzung, eine Folkloristin nimmt Einordnungen vor. Doch die Frage nach der Bedeutung der Träume der Blinden gerät zunehmend
zu einem Kampf um die Deutungshoheit.
Tomer Gardis Hörspiel wird ergänzt um Interviews, die Regisseur Noam Brusilovsky mit Menschen führte, die von Geburt an blind sind.
Weitere Informationen
Tomer Gardi, geboren 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa, studierte Literatur und Erziehungswissenschaft
in Tel Aviv und Berlin, war
Herausgeber der Zeitschrift "Sedek: A
Journal on the Ongoing Nakba", ein Projekt
der israelisch-jüdischen Initiative
Zochrot, die sich mit der Erinnerung an
die Vertreibung der Palästinenser befasst.
Sein literarischer Essay "Stein, Papier" erschien 2011 auf Hebräisch
und 2013 in deutscher Übersetzung. Das SWR-Hörspiel "Broken
German" von Noam Brusilovsky nach Gardis gleichnamigem
Roman wurde 2017 mit dem ARD-Hörspielpreis ausgezeichnet.

Produktions- und Sendedaten
- Südwestrundfunk 2019
- Erstsendung: 17.02.2019 | SWR2 | 53'37
Rezensionen (Auswahl)
- Eva-Maria Lenz: Was erzählt werden kann. In: epd medien. Nr. 8. 22.02.2019. S. 34.
- Christian Hörburger: Geklappert und angezupft. In: Medienkorrespondenz, Nr. 5. 01.03.2019. S. 51.