ARD-Hörspieldatenbank


Hörspielbearbeitung



John Steinbeck

Jenseits von Eden (4. Folge der achtteiligen Hörspielserie)


Vorlage: Jenseits von Eden (East of Eden) (Roman, amerikanisch)

Bearbeitung (Wort): Christiane Ohaus

Komposition: Stephanie Nilles

Redaktion: Michael Becker

Technische Realisierung: Christian Alpen, Sebastian Ohm

Regieassistenz: Felix Lehmann, Lisa Krumme


Regie: Christiane Ohaus

"Die Kirche und das Freudenhaus traten im fernen Westen gleichzeitig auf", analysiert John Steinbeck. So ist es nur folgerichtig, dass Cathy auf der "Salinas Row", der Bordellstraße in Salinas, Unterschlupf findet. Ihre neugeborenen Zwillinge verstoßen, den liebestollen Ehemann angeschossen, lässt sie ihr Leben als Cathy noch einmal zurück: Von nun an heißt sie Kate. Ihre Handlungen bleiben zwar von den betulichen Ordnungsbehörden nicht unbemerkt, doch wäre die Schande für die unschuldigen Kinder und den redlichen Ehemann zu groß. Ferner sind die Freudenhäuser mindestens so von der Bevölkerung gewollt wie die Gotteshäuser. Besser, keinen Skandal zu riskieren. So wird Kate der Günstling von Faye und steigt nicht nur zur berüchtigtsten Hure der Stadt auf, sie wird als alleinige Erbin der Puffmutter eingesetzt. Ebenso folgerichtig mag es sein, dass Faye besser auf ihr Leibeswohl hätte achten sollen. "Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot."

Adam ist zwar am Leben, aber nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Farm liegt brach, ihr Besitzer ein dahinvegetierendes Nichts. Seine Söhne ruft er bloß "du da" oder "ihr da". Ausgestattet mit dem Buch Gottes, dem Exemplar der Mutter seiner bibelfesten und über den gottlosen Status der Namenlosigkeit entrüsteten Frau Liza, macht sich Samuel Hamilton auf den Weg zur Trask-Ranch – denn in der Bibel findet man bekanntlich die besten Namen. Der Arbeitsimmigrant Lee, derjenige, der die Kinder erzieht, entpuppt sich auch als derjenige, der die Fäden zusammenhält: Bei einem guten Essen brüten die drei Männer über den 16 alttestamentarischen Versen zum Brudermord. Auf Eifersucht folgen Zorn, Rache, Missetat und schließlich Schuld. "Es ist die bekannteste Geschichte der Welt, denn sie ist die Geschichte von uns allen, ist die symbolische Geschichte der menschlichen Seele", so schlussfolgert der Koch. Kain und Abel werden trotzdem als Optionen verworfen. Kurzerhand wird beschlossen: Die Zwillinge heißen Caleb und Aron.

Die amerikanische Komponistin Stephanie Nilles, Jahrgang 1983, wird am Cleveland Institute of Music, dem Fixpunkt amerikanischer Pianisten, ausgebildet, nimmt an Wettbewerben teil und macht ihr Examen. Dann kommt der Bruch. Sie geht nach New York, jobbt und taucht ein in die Welt der Folk- und Jazzclubs. Sie geht als Songwriterin und Performerin auf Tour, quer durch die Vereinigten Staaten und lebt heute in Louisville, Kentucky. 2011 feiert sie ihr deutsches Live-Debüt beim "Women in (e)motion"-Festival in Bremen und ist seither regelmäßig auf Konzerttourneen und für Festivalgastspiele in Europa. Stephanie Nilles' siebtes Album wird im April 2021 sowohl in den USA als auch Europa veröffentlicht und enthält ihre Bearbeitungen von Kompositionen des legendären amerikanischen Bassisten und Pianisten Charles Mingus.

Der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck wird am 27. Februar 1902 geboren und wächst in Salinas, Kalifornien auf. Ab 1918 studiert er Naturwissenschaften, ab 1919 auch Literatur und Journalismus an der Stanford University und arbeitet in seinen Semesterferien als Gelegenheitsarbeiter auf Farmen, Baustellen und in Fabriken. 1924 bricht Steinbeck sein Studium ohne Abschluss ab und geht nach New York, kehrt aber wenig später nach Kalifornien zurück, wo er die Stoffe findet, die ihm zum literarischen Durchbruch verhelfen: Auf "Tortilla Flat" (1935) folgt "Von Mäusen und Menschen" (1937) und schließlich "Früchte des Zorns" (1939), wofür er ein Jahr später mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wird und was Steinbeck zu einem der bekanntesten Autoren seines Heimatlandes macht. Als Kriegsberichterstatter reist er im Zweiten Weltkrieg durch Europa und verfolgt die Nürnberger Prozesse auf der Pressetribüne. Mit seinem Roman "Jenseits von Eden" gelingt ihm 1952 ein Welterfolg. 1962 erhält John Steinbeck den Nobelpreis für Literatur, am 20. Dezember 1968 verstirbt er in New York an Herzversagen.

Christiane Ohaus, Jahrgang 1959, studiert Philosophie und Germanistik in Tübingen und Berlin. 1984/85 volontiert sie im RIAS Berlin in der "Künstlerischen Wortproduktion" und arbeitet unter anderem mit George Tabori und Jörg Jannings. Nach sieben Jahren der freien Arbeit als Regieassistentin, Regisseurin und Autorin von Literaturfeatures und Essays für diverse Rundfunkanstalten, realisiert sie von 1993 bis 2012 bei Radio Bremen als festangestellte Regisseurin zahlreiche Hörspiele, Feature, Lesungen und Funkbearbeitungen. Im HörVerlag München erscheinen, um nur einige zu nennen: "Der Steppenwolf", "Madame Bovary", "Jane Eyre" und "Hammerstein - oder Der Eigensinn". Seit 2012 ist sie für den NDR als Redakteurin, Dramaturgin und Regisseurin in der Abteilung Radiokunst tätig.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Ulrich NoethenErzähler
Thomas LoiblAdam Trask
Maja SchöneCathy Ames alias Kate
Bettina StuckyFaye
Matthias BundschuhLee
Felix von ManteuffelSamuel Hamilton
Katja BrüggerEthel
Konstantin GraudusHorace Quinn
Lisa HagmeisterGrace
Wolf-Dietrich SprengerSheriff in Salinas
Martin EnglerAn-und Absage

Musik: Stephanie Nilles (Klavier; Orgel; Gesang; Perkussion; Melodica; Geige), Thomas Deakin (Klarinette; Kornett; Saxophon; Tuba; Kontrabass; Gitarre; Gesang), Allan Nilles (Bratsche)
Thomas Loibl spricht die Figur Adam Trask bei der Hörspielproduktion von "Jenseits von Eden". | © NDR/Anina Pommerenke

Thomas Loibl spricht die Figur Adam Trask bei der Hörspielproduktion von "Jenseits von Eden". | © NDR/Anina Pommerenke

Thomas Loibl spricht die Figur Adam Trask bei der Hörspielproduktion von "Jenseits von Eden". | © NDR/Anina Pommerenke
Regisseurin Christiane Ohaus und ihr Team bei der Arbeit in der Studioregie. | © NDR/Anina Pommerenke
Schauspieler Thomas Loibl und seine Kollegen im Aufnahmeraum des Studios der NDR Radiokunst. | © NDR/Anina Pommerenke
Im Studio der NDR Radiokunst wird eine Hörspielfassung von John Steinbecks "Jenseits von Eden" produziert. | © NDR/Anina Pommerenke

Im Studio der NDR Radiokunst wird eine Hörspielfassung von John Steinbecks "Jenseits von Eden" produziert.
© NDR/Anina PommerenkeIm Studio der NDR Radiokunst wird eine Hörspielfassung von John Steinbecks "Jenseits von Eden" produziert.
© NDR/Anina Pommerenke



PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Norddeutscher Rundfunk 2020

Erstsendung: 28.04.2021 | NDR Kultur | 20:00 Uhr | 64'35


VERÖFFENTLICHUNGEN

  • CD-Edition: Der Hörverlag 2021


AUSZEICHNUNGEN


REZENSIONEN

  • Stefan Fischer: Her mit der Liebe. In: Süddeutsche Zeitung vom 01.04.2021. S. 25.
  • Jörn Lauterbach und Stefan Grund: Epochale Zeitreisen zum Zuhören. In: Welt am Sonntag / Hamburg vom 28.03.2021. S. 10.
  • Christian Hörburger: Berauschendes Historien- und Bibeldrama. In: Medienkorrespondenz Nr. 9/10. 07.05.2021. S. 41.
  • Florian Welle: Wir Kinder von Kain. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 242 vom 19.10.2021. Literatur. (Zur CD-Edition)
  • Wolfgang Schneider: Als die amerikanische Ostküste sich nach Grünzeug verzehrte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.10.2021. Literaturbeilage (zur CD-Edition).

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