ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Jenseits von Eden (6. Folge der achtteiligen Hörspielserie)
Vorlage: Jenseits von Eden (East of Eden) (Roman, amerikanisch)
Bearbeitung (Wort): Christiane Ohaus
Komposition: Stephanie Nilles
Redaktion: Michael Becker
Dramaturgie: Michael Becker
Technische Realisierung: Christian Alpen, Sebastian Ohm
Regieassistenz: Felix Lehmann, Lisa Krumme
Regie: Christiane Ohaus
"Lieber Bruder Charles, Du wirst erstaunt sein, nach so langer Zeit von mir zu hören. Ich hatte öfter vorgehabt, Dir zu schreiben, aber Du weißt ja, wie man so etwas immer wieder verschiebt." – Nach all den Verwerfungen sehnt sich Adam nach seinem Halbbruder und lädt ihn nach Kalifornien ein. Dort hält nun der technologische Fortschritt Einzug: Der Kaufmann Will Hamilton bringt Adam Trask sein erstes motorisiertes Gefährt, Henry Fords Model T, dessen komplexe Bedienung einiges an Gedächtnisleistung abverlangt. Nach der Einführung erhält Adam einen Brief aus Connecticut: Sein Bruder ist nach langem Leiden verstorben. Für das Studium der Fußnoten warten Adam und Lee bis die Zwillinge im Bett sind. Charles’ Nachlassverwalter teilen amtlich mit, dass Adam und Kate das Vermögen seines Bruders zu gleichen Teilen erben. Caleb lauscht an der Tür und erfährt in jener Nacht, dass seine Mutter noch lebt! Jenes Testament scheint aus Kates Sicht ein Täuschungsmanöver Adams zu sein. "Du weißt Bescheid über das Böse im Menschen, aber du weißt nichts, absolut nichts von allem andern. Du siehst nur die eine Seite und bist überzeugt, dass das alles ist," entgegnet Adam, der nur dem letzten Willen seines Bruders entsprechen will. Wütend bleibt Kate in ihrem Zimmer zurück, was aufgrund ihrer Paranoia bald der letzte Zufluchtsort der einsamen Frau werden soll.
Wir haben nur eine einzige Geschichte. Alle Romane, alle Gedichte sind begründet auf den nie endenden Wettstreit in uns selbst, den Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Und das Böse, soviel weiß ich, muss sich immer wieder neu erzeugen, während das Gute unsterblich ist. Das Laster trägt immer ein neues, frisches, junges Gesicht, während die Tugend ehrwürdiger ist denn alles auf der Welt. John Steinbeck
Adam will seinen Kindern eine gehobene Schulausbildung in der Stadt ermöglichen und kauft das Haus von Dessie Hamilton in Salinas. Entgegen des Willens ihres Bruders, lässt Dessie ihren Modesalon zurück und zieht zu ihrem Bruder Tom zurück auf die Hamilton-Ranch, in der Hoffnung ihre wachsende Depression zu heilen. Tom ist ganz der Vater, treuherzig und ohne einen Sinn für Wettstreit. Der Erzähler, die Stimme John Steinbecks, erinnert sich gut an die Ausflüge mit seinem Onkel: "Tom nahm mich manchmal zum Angeln mit. Wir brachen dann vor Morgengrauen mit dem kleinen Wagen auf. Man spürte seine Kraft und seine unbestechliche Lauterkeit." Trotzdem ist dies der Beginn eines tragischen, letzten Kapitels für die Familie Hamilton. Zunächst flüchten sich die Geschwister in Traumschlösser, doch Dessie erzählt Tom nichts vom mysteriösen Schmerz in ihrem Bauchraum. Im Delirium hört sie die Stimmen ihrer Eltern und Geschwister, bis es eines Tages so arg wird, dass sie sich vor Schmerz verdreht. Ihr Bruder gibt Dessie Bittersalz, unwissend, dass dies das Letzte ist, was man bei einer akuten Blinddarmentzündung verabreichen darf. Ihr tragischer Tod bleibt nicht der letzte. Nach dem Umzug der Trasks besuchen die Zwillinge mittlerweile die 7. Klasse in Salinas. Caleb, der dunkle, gerissene, jongliert mit den Emotionen seiner Mitmenschen. Eifersüchtig blickt er auf die junge Liebe seines Bruders, dem naiven Aron, zu Abra Bacon. Bis heute hat Cal seinem Bruder nicht erzählt, dass seine Mutter nicht "in der Ferne" begraben ist. Doch Gerüchte kursieren und Abra verplappert sich. Aron verehrt seinen Vater, niemals könnte Adam ihn belügen! So stößt er einen Gedanken zurück ins Totenreich: "Mutter ist tot!
Die amerikanische Komponistin Stephanie Nilles, Jahrgang 1983, wird am Cleveland Institute of Music, dem Fixpunkt amerikanischer Pianisten, ausgebildet, nimmt an Wettbewerben teil und macht ihr Examen. Dann kommt der Bruch. Sie geht nach New York, jobbt und taucht ein in die Welt der Folk- und Jazzclubs. Sie geht als Songwriterin und Performerin auf Tour, quer durch die Vereinigten Staaten und lebt heute in Louisville, Kentucky. 2011 feiert sie ihr deutsches Live-Debüt beim "Women in (e)motion"-Festival in Bremen und ist seither regelmäßig auf Konzerttourneen und für Festivalgastspiele in Europa. Stephanie Nilles' siebtes Album wird im April 2021 sowohl in den USA als auch Europa veröffentlicht und enthält ihre Bearbeitungen von Kompositionen des legendären amerikanischen Bassisten und Pianisten Charles Mingus.
Der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck wird am 27. Februar 1902 geboren und wächst in Salinas, Kalifornien auf. Ab 1918 studiert er Naturwissenschaften, ab 1919 auch Literatur und Journalismus an der Stanford University und arbeitet in seinen Semesterferien als Gelegenheitsarbeiter auf Farmen, Baustellen und in Fabriken. 1924 bricht Steinbeck sein Studium ohne Abschluss ab und geht nach New York, kehrt aber wenig später nach Kalifornien zurück, wo er die Stoffe findet, die ihm zum literarischen Durchbruch verhelfen: Auf "Tortilla Flat" (1935) folgt "Von Mäusen und Menschen" (1937) und schließlich "Früchte des Zorns" (1939), wofür er ein Jahr später mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wird und was Steinbeck zu einem der bekanntesten Autoren seines Heimatlandes macht. Als Kriegsberichterstatter reist er im Zweiten Weltkrieg durch Europa und verfolgt die Nürnberger Prozesse auf der Pressetribüne. Mit seinem Roman "Jenseits von Eden" gelingt ihm 1952 ein Welterfolg. 1962 erhält John Steinbeck den Nobelpreis für Literatur, am 20. Dezember 1968 verstirbt er in New York an Herzversagen.
Christiane Ohaus, Jahrgang 1959, studiert Philosophie und Germanistik in Tübingen und Berlin. 1984/85 volontiert sie im RIAS Berlin in der "Künstlerischen Wortproduktion" und arbeitet unter anderem mit George Tabori und Jörg Jannings. Nach sieben Jahren der freien Arbeit als Regieassistentin, Regisseurin und Autorin von Literaturfeatures und Essays für diverse Rundfunkanstalten, realisiert sie von 1993 bis 2012 bei Radio Bremen als festangestellte Regisseurin zahlreiche Hörspiele, Feature, Lesungen und Funkbearbeitungen. Im HörVerlag München erscheinen, um nur einige zu nennen: "Der Steppenwolf", "Madame Bovary", "Jane Eyre" und "Hammerstein - oder Der Eigensinn". Seit 2012 ist sie für den NDR als Redakteurin, Dramaturgin und Regisseurin in der Abteilung Radiokunst tätig.