ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Ubu Roi – König Ubu (1. Teil der zweiteiligen "Wiener" Fassung)
"Wiener Fassung"
Vorlage: König Ubu (Theaterstück, französisch)
Übersetzung: H. C. Artmann
Bearbeitung (Wort): Heinz Hostnig
Komposition: Heinz Karl Gruber
Technische Realisierung: Karl Kraus, Erna Strnad, Sabine Beulecke
Regieassistenz: Irene Schuck
Regie: Heinz Hostnig
Mit "König Ubu" schuf Alfred Jarry, ein Vorläufer der Dadaisten und Surrealisten, 1896 eine mythische Gestalt in einer Welt grotesker archetypischer Bilder. Der Skandalerfolg des Werks beruhte vor allem darauf, daß auf die traditionelle Handlungsführung verzichtet und eine obszöne Sprache mit absurden Elementen vermischt wurde. Ubu wurde zum Inbegriff des bornierten, opportunistischen Spießers. Mit beißender Ironie wird die bürgerliche Scheinmoral gegeißelt und jede Art politischer und sozialer Macht in Frage gestellt. Der von niedrigsten Instinkten und höchster Machtgier besessene Bürger mutiert schnell zum Bürgerschreck, als sich seine Gemeinheit gegen das einfache Volk richtet. Das alle Bühnenkonventionen sprengende Stück strotzt vor literarischen Anspielungen und Parodien - vor allem auf Shakespeare-Figuren. Kein Wunder, daß es den österreichischen Schriftsteller H.C. Artmann reizte, das fast 100 Jahre alte, aber nach wie vor moderne Werk in eine neue deutsche, bzw. "Wiener" Fassung zu übertragen. Artmann wird für seine ebenso einfühlsamen wie eigenständigen Übersetzungen gerühmt (z.B. Villon und Bellmann), die man als Nachdichtungen im besten Sinne bezeichnen kann. Seine Sprachkunst führt vor, "daß man aus der Haut fahren kann, und zwar in jede beliebig andere hinein." (Klaus Reichert) Der Regisseur und ehemalige NDR-Hörspielchef Heinz Hostnig hat Artmanns Ubu-Übertragung für den Funk bearbeitet und als Hörspiel in sieben Teilen realisiert.
Alfred Jarry (1873 - 1907), französischer Dichter, ist der erste Vertreter des Absurden Theaters, das 1896 mit seinem Stück "Ubu Roi" begründet wurde. Sein Werk gewann einen nachhaltigen Einfluß auf die gesamte Moderne (z. B. Breton und Tonesco). Sein Roman "Der Supermann" gilt als hervorragendes Dokument surrealistischer Erzählkunst. H.C. Artmann, 1921 in Wien geboren, erregte 1958 durch seine Wiener Dialektgedichte Aufsehen. Artmann gehörte zur avantgardistischen "Wiener Gruppe", die in zahlreichen Gemeinschaftsarbeiten alle denkbaren Spielformen dichterischen Sprechens auszuloten versuchte. Neben Lyrik schrieb Artmann Prosa und Theaterstücke.