ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Die wundertätigen Bettler
Hörspiel in vier Bilderreihen (im Stil einer altrussischen Legende)
Komposition: Paul Blume
Regie: Karl Pündter
Es treten auf: Drei fremdländische Kaufleute, zwei Mönche.
„Wüstes Treiben herrscht im Haus des reichen Kaufmanns Wolodar. Fresser, Säufer, brutale Selbstlinge sind seine ihm gleichgesinnten Genossen. Durch die bittere Winterkälte der russischen Steppe stapfen drei alte Bettler, erscheinen vor des Reichen Haus und bitten in Christi Namen um Nahrung und Obdach. Hartherzig weist der Kaufmann sie ab. Er hasst die Armut, will sich nicht stören lassen in seiner satten Ruhe. Dem Drängen seiner kleinen Tochter Natascha gelingt es, dass Wolodar das Geringste tut – er weist den Bettlern einen Bretterverschlag auf dem nachtkalten Hof an. Dort stehen die Greise frierend. Den Blick nach innen gerichtet, murmeln sie seltsame Prophezeiungen. Aljoschka, der Knecht, belauscht sie, stürzt zu seinem Herrn und erzählt ihm: Im Dorf Michailowka sei dem Tagelöhner Baranoff ein Sohn geboren; Wassilij mit Namen. Ihm, so prophezeiten sie, soll der ganze Reichtum des hartherzigen Mannes zufallen. Voll Wut stürzt Wolodar hinaus, um die Alten prügeln zu lassen; aber diese sind verschwunden. Unruhe im Blute, jagt Wolodar mit dem Dreigespann in das Dorf, von wo ihm Unheil droht. Der Pope bestätigt die Geburt des Knaben Wassilij; der Reiche bemächtigt sich seiner, setzt ihn in einsamer Schneelandschaft aus und glaubt so die Prophezeiung der Greise gebrochen zu haben. Aber das Schicksal ist mit dem Kinde. Drei Kaufleute finden es im Schnee und bringen es wieder in Wolodars Haus. Zum zweiten Mal ist Wolodar bereit, das Kind zu beseitigen. Er legt es in ein leeres Fässchen, wirft es in den Fluss, wo es dem Meere entgegentreibt. Siebenzehn Jahre sind vergangen! Siebenzehn Jahre ist es her, dass fromme Mönche beim Fischfang das Fässchen fanden, in dem das Knäblein Wassilij trieb, der, nun ein Jüngling, bei den Mönchen lebt. Auf einer Geschäftsreise übernachtet Wolodar im Kloster dieser Mönche und findet den Totgeglaubten wieder. Noch einmal gelingt es ihm, den sichtbar von Gott Begünstigten in seine Gewalt zu bringen. Er entsendet ihn mit einem Brief an sein Weib und befiehlt dieser, Wassilij zu töten. Die drei Bettler aber sind mit ihm. Durch göttliche Zauberkraft ändern sie den Inhalt des Schreibens, und Wassilij tritt in das Haus Wolodars mit der Weisung, sich seiner Tochter Natascha zu verloben. Die Feierlichkeiten der Verlobung sind vorüber, als Wolodar zurückkehrt. Zum letzten Mal schickt Wolodar den Jüngling ins Verderben. Aber wiederum sind es die drei Bettler, die ihm zu Hilfe kommen, ihm Gelegenheit zu einer guten Tat geben und ihn so dem Untergang entreißen. Unversehrt kommt Wassilij heim und heiratet die ihm vom Schicksal bestimmte Natascha. Des hartherzigen Wolodars Strafe aber erfüllt sich auch, und als ewiger Fährmann ist er verdammt, übe den dunkelsten, einsamsten Fluss der Welt zu setzen. Doch keine Schuld ist so groß, dass sie durch Buße nicht getilgt werden könnte. Mit der Hoffnung auf Erlösung und Läuterung klingt das Legendenspiel aus.“ (M. I.: Die Norag, Heft Nr. 47 vom 24. November 1929, S. 3)