ARD-Hörspieldatenbank

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Originalhörspiel, Hörbild



Arnold Fritz Kurt Schirokauer

Asphalt

Eine Hörfolge



Regie: Hans Peter Schmiedel

"Stahlpyramiden, Asphaltbahnen der Broadways, Brandung der Maschinen zwischen Betongebirgen und Zementschächten, belebt von einer wimmelnden Rasse eingeborener Weltstädter finden in den Stimmen von vier Männern und einer Frau ihr Echo. Fünf Menschen sprechen das Lob der großen Städte!" (Die Mirag, Heft Nr. 49 vom 7. Dezember 1929, S. 7)

"Jeder sieht, dass die moderne Literatur in ihren Formen, Inhalten und Problemstellungen immer energischer bestimmt wird von der Existenz der Weltstädte. Die Großstadt ist ohne Zweifel der sinnfälligste und vitalste Ausbruch des durch Technik und Chemie charakterisierten Lebens von heute. An die Stelle der flach über die Erde hingebreiteten Rittergüter sind die in die Erde hineingeschachteten Betriebe der Stollen und Gruben getreten; man erntet nicht mehr nur die Oberfläche der Erde ab, sondern weidet die Unterwelt aus. Man baut nicht mehr nur Weizen oder Roggen an, sondern man baut Kohlen und Erze ab. Diese vertikale Wirtschaft der Erz- und Kohlegruben hatte zur Folge, dass die menschlichen Wohnsitze, bis dahin in kleinen Siedlungen über die ganze Fläche der Erde hin verteilt, zusammenrücken, sich zusammendrängen; ungeheure Menschenansammlungen entstehen; jeder Stollen, den man in die Erde hinuntertrieb, fand in einer neuen Etage der Mietskaserne, in einem neuen Stockwerk der Hochhäuser seine siedlungsgeschichtliche Entsprechung. Zugleich mit den neuen wirtschaftlichen Formen der Industrie enstehen die neuen Lebensformen der Weltstadt. Asphalt-Dichtung ist also ein Brennpunkt heutiger Lebensäußerungen. Weltstadt-Dichtung ist heute am weitesten von der behaglichen Klassik der vorigen Jahrhundertwende entfernt. Die Tradition der Residenzen Weimar, Eisenach, Meiningen, Heidelberg hat sie resolut über Bord geworfen und bekennt in neuen Formen eine neue Welt. Daher ist die Hörfolge "Asphalt" bestrebt, in den Proben eine metropolitanische Literatur widerzuspiegeln, dichterische Gegenwart, d. h. dichte Gegenwart, d. h. potenzierte Gegenwart. Der dialogische Faden, der die Gedichtteile miteinander verbindet, bezweckt keine logische Assoziation, sondern nur eine funkische. Denn die Technik des Funkhörens verlangt Auflösung nur literarischer, nur druckfertiger Gebilde und ihre neue Fügung noch andere, eben funkische Gesetze. Da ist das nur ein sekundäres Formproblem und das primäre: Atmosphäre der Weltstädte zu bilden durch Darbeitung ihrer dichterischen Essenzen." (Arno Schirokauer, in: Die Mirag, Heft Nr. 49 vom 7. Dezember 1929, S. 17)

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Mitwirkende

Sprecher/Sprecherin
Robert Meyn
Hans Freyberg
Tadzio Kondziella
Annemarie Rochhausen
Arnold Fritz Kurt Schirokauer


 


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Hörspiel historisch (vor 1933) - © DRA/Hanni Forrer


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

MIRAG - Mitteldeutsche Rundfunk AG (Leipzig) 1929

Erstsendung: 09.12.1929 | 20:30 Uhr | ca. 60'00


Livesendung ohne Aufzeichnung


Grundlage der Datenerhebung: Die Mirag (Programmzeitschrift)


REZENSIONEN

  • Dr. Kth. in: Der Deutsche Rundfunk, 7. Jg., Heft Nr. 52, S. 1646f.

Darstellung: