ARD-Hörspieldatenbank
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Hörspielbearbeitung
Dschinns (2. Teil)
Hörspiel in zwei Teilen nach dem gleichnamigen Roman - basierend auf der Theaterfassung von Selen Kara
Bearbeitung (Wort): Florian Schneider
Komposition: Schneider TM
Dramaturgie: Michael Becker
Technische Realisierung: Christian Alpen, Sebastian Ohm, Dominik Wegmann
Regieassistenz: Leo Schenkel
Regie: Florian Fischer
Dreißig Jahre hat Hüseyin Yılmaz in Deutschland hart gearbeitet. Er kam als Gastarbeiter aus der Türkei. Und nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag seines Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach: seine Kinder Ümit, Peri, Sevda, Hakan und seine Frau Emine.
Fatma Aydemir nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die 1990er Jahre. Sie erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt und doch untrennbar verbunden sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Davon berichtet uns eine Stimme, ein Schatten, ein Dschinn, der die Familie Yilmaz immer begleitet, umkreist und auch ihre dunklen Geschichten kennt.
Das Hörspiel basiert auf der Theaterfassung von Selen Kara, die für das Nationaltheater Mannheim entstand. Anders als im Roman werden die Kapitel "Sevda" und "Peri" in der Reihenfolge miteinander vertauscht, um die Geschichte der vier Kinder in der Chronologie ihrer Ankunft in Istanbul zu erzählen. Anfang und Ende bilden nach wie vor die Geschichten der Eltern, Hüseyin und Emine. Florian Fischer hat die Bühnenfassung erneut geöffnet, Passagen aus Fatma Aydemirs Roman für das Hörspiel wieder eingeflochten und O-Ton-Material ergänzt.
In der Gedankenwelt des Islam steht ein Dschinn für ein übernatürliches Wesen, das jeder Mensch bei sich hat. Die "Dschinns" der Familie Yılmaz sind die unausgesprochenen Leerstellen der Familiengeschichte, Verdrängtes oder Verschleiertes, womit sich die Figuren nicht konfrontieren wollen oder können: Ihre kurdische Identität, der Verlust eines Kindes, Kriegserfahrungen, Alltagsrassismus in Deutschland und versteckte Queerness. Gemeinsam mit Komponist Schneider TM und dem Ensemble blättert Florian Fischer die Konflikte dieser Familie Schicht um Schicht auf, verbindet Erinnerungen der Figuren und die Gegenwart der Geschichte im Jahr 1999.