ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Unsere vergorenen Wunden
Komposition: Kiki Bohemia
Dramaturgie: Sabine Küchler
Technische Realisierung: Thomas Widdig, Oliver Dannert
Regie: Matthias Kapohl
Der Analytiker fragt wieder und wieder, ob die Patientin eine Sprache für das hat, was sie erlebt. Sie zeigt wieder und wieder, dass sie sich ihm gewachsen fühlt, wenn nicht gar überlegen und das nicht nur auf sprachlicher Ebene. So kippt eine Therapiesituation in ein intellektuelles Kräftemessen. Die Themen, die die beiden verhandeln, sind durchaus klassischer Natur: Krankheitserfahrungen, Beziehungen, Arbeitsverhältnisse, Träume. Doch die Patientin spricht stets unter der Prämisse, niemanden, der ihr lieb und wichtig ist, an den Analytiker zu verraten, sowie mit dem Unwillen, ein klassisches Machtgefälle entstehen zu lassen. Beide machen sich unbarmherzig auf die Sprünge und Unstimmigkeiten, die sie in den Gesprächen erzeugen, aufmerksam. Schließlich schaltet sich eine dritte, namenlose Instanz ein, die aus dem Rückblick infrage stellt, wer in dieser Analyse eigentlich zu welchem Zeitpunkt glaubwürdig war.
Katrin Pitz, geboren 1989 in Marburg, lebt und arbeitet in Darmstadt. Sie studierte Maschinenbau an der TU Darmstadt und übte anschließend verschiedene Tätigkeiten als Ingenieurin aus. Seit 2022 ist sie freiberuflich als Autorin und Übersetzerin tätig. Für ihre Lyrik wurde sie 2021 mit dem Leonce-und-Lena-Preis ausgezeichnet. Ihr Debüt „auch solche tage waren immer schon da“ erschien 2022. „Unsere vergorenen Wunden“ ist ihr erstes Hörspiel.