ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Früchte des Zorns (1. Teil)
Vorlage: The Grapes of Wrath (Roman, englisch)
Übersetzung: Klaus Lambrecht
Bearbeitung (Wort): Christiane Ohaus
Komposition: Stephanie Nilles
Dramaturgie: Michael Becker
Regieassistenz: Leo Schenkel, Luca Toboll, Sarah Veith, Simon Hastreiter
Regie: Christiane Ohaus
„Es gibt Verbrechen hier, die nicht zu schildern sind. Es gibt Leid hier, das Tränen nicht ausdrücken können. (...) Und in den Augen der Hungernden steht ein wachsender Zorn. In den Herzen der Menschen wachsen die Früchte des Zorns und werden schwer, schwer und reif zur Ernte.“ – John Steinbecks Epos „Früchte des Zorns“ erschien am 14. April 1939 in den USA, stürmte die Bestsellerlisten und wurde bis heute mehr als 15 Millionen Mal verkauft. Grundlage war seine Reportage-Serie für die San Francisco News über das Schicksal der Wanderarbeiter auf kalifornischen Obstplantagen in der Mitte der 1930er Jahre. Nach Dürre und Missernten zogen die Farmer Oklahomas zu hunderttausenden heimat- und mittellos über die Route 66 in den vermeintlich goldenen Westen. Doch die als „Okies“ verspotteten Migranten wurden ausgebeutet und gehasst. Viele endeten in Elendslagern oder am Straßenrand, der Kampf um Arbeit wurde zum Kampf ums Überleben.
In Steinbecks Geschichte befindet sich unter den Schutzsuchenden die Familie Joad. Zunächst optimistisch, dann immer verzweifelter kämpfen die Joads um Würde, persönliches Glück und den Zusammenhalt der Gemeinschaft. Die journalistischen Feldstudien des Autors bilden einen eigenen parabelhaften Erzählstrang, den die Bearbeiterin und Regisseurin Christiane Ohaus für die Hörspielserie zu einem Zyklus aus 14 „Chroniken“ formt. Gemeinsam mit der Komponistin und Sängerin Stephanie Nilles und Musiker Thomas Deakin hat sie dazu einen großen und anspielungsreichen Soundtrack geschaffen - zwischen Folk, Jazz, Country, Bluegrass, klassischen Klavierstücken und vom musikalischen Theater Kurt Weils inspirierten Arrangements.
1940 erhielt John Steinbeck für „Früchte des Zorns“ den Pulitzer-Preis: Ein wütender Appell an die Menschlichkeit – gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur. 2024 ist es ein Stoff der Stunde, der die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftskrise und der Delegitimierung demokratischer Institutionen, zwischen Migrationsbewegung und dem menschengemachten Klimawandel vorführt.
1. Teil:
Amerika in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. In Oklahoma ist seit Jahren kein Regen
mehr gefallen. Aus der großen Ebene ist eine „Dust Bowl“ geworden. Tom Joad, nach vier Jahren
Gefängnis wegen Totschlags auf Bewährung entlassen, will zur Farm seiner Eltern zurückkehren.
Unterwegs trifft er den ehemaligen Prediger Jim Casy, der mittlerweile den christlichen Glauben
infrage stellt. Casy begleite t Tom zur Joad Farm doch diese ist verlassen. Wo sind Toms Leute?
Die Männer
treffen auf den alten Nachbarn, Muley Graves, der ihnen erzählt, dass die Joads bei
Toms Onkel Unterschlupf gefunden haben und nach Kalifornien auswandern wollen. Nach Jahren
de r Dürre haben fast alle Farmer ihr Land an die Banken verloren, die nun die Pächter gewaltsam
vertreiben. Moderne Traktoren bewirtschaften jetzt riesige Flächen. Nach einer Nacht unter freiem
Himmel kommen Casy und Tom bei Onkel Johns Haus an, als gerade e in Lastwagen beladen wird.
[darin: "Chronik: Oklahoma" + "Chronik: Zwiegespräch" + "Chronik: Der Traktor" + "Chronik: Gute Wagen!"]
John Steinbeck, 1902 in Kalifornien geboren und 1968 gestorben in New York, war ein unermüdlicher Porträtist derjenigen, für die sich der American Dream nicht einlöste. Er wurde als Autor gefeiert und u.a. mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, gleichzeitig wurden seine Werke, so auch „Früchte des Zorns“, aus amerikanischen Bibliotheken verbannt, weil sein Kampf für soziale Gerechtigkeit und gegen die Zerstörung der Natur als Angriff auf den „American Way of Life“ verstanden wurde. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Kriegsreporter in Italien, in den Jahren danach reiste er durch Europa, Nordafrika und Russland. 1952 landete Steinbeck mit „Jenseits von Eden“ seinen weltweit größten Romanerfolg. 1962 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Bearbeitung und Regie:
Geboren in Osnabrück (Jahrgang 1959), studierte Christiane Ohaus Philosophie und Germanistik in Tübingen und Berlin. Bei einem Volontariat im RIAS Berlin lernte sie das Hörspiel kennen und lieben. Ab 2012 arbeitete sie bei Radio Bremen als Hausregisseurin. In dieser Zeit realisierte sie u.a. „Der Steppenwolf“, „Madame Bovary“ oder „Jane Eyre“ als Hörspiele. Von 2012 bis 2022 war sie für den NDR als Redakteurin, Dramaturgin und Hörspielregisseurin in der Abteilung NDR Radiokunst tätig. 2021 arbeitete sie mit der Komponistin Stephanie Nilles an der Hörspielserie „Jenseits von Eden“, die mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Aufgrund dieser Arbeit konnten die Erben John Steinbecks überzeugt werden, dem Team auch „Früchte des Zorns“ anzuvertrauen und für das Hörspiel einzurichten.
Komposition, Musik, Gesang:
Die amerikanische Komponistin Stephanie Nilles (Jahrgang 1983) wurde am Cleveland Institute of Music, dem Fixpunkt amerikanischer Pianisten, ausgebildet. Danach ließ sie die Musikwelt zunächst hinter sich. In New York taucht sie später in die Welt der Folk- und Jazzclubs ein, besucht Poetry Slams und beginnt an eigenen Texten und Vertonungen dafür zu arbeiten. Sie geht als Songwriterin und Performerin auf Tour. 2021 erschien ihr siebtes Album in den USA wie auch Europa und enthält ihre Bearbeitungen von Kompositionen des amerikanischen Bassisten und Pianisten Charles Mingus. Nach der Zusammenarbeit mit Christiane Ohaus bei der Adaption von „Jenseits von Eden“ ist dies ihre zweite Arbeit als Komponisitn, Musikerin und Sängerin im Hörspiel.