ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Schiessbefehl
Technische Realisierung: Annamaria Tietze, Gisela Keiper
Regie: Heiner Schmidt
Hauptfigur dieses Hörspiels ist der zum Scharfschützen ausgebildete Polizist Eddy Jensch. Elternhaus, Schule, Militär haben ihn zu einer bürgerlichen Rechtschaffenheit erzogen, als deren oberstes Attribut der Gehorsam gilt. Seine unter dem Einfluß eines Freundes unternommenen Versuche, sich gegen die Welt der Väter aufzulehnen, sind kläglich gescheitert und werden von ihm selbst rückblickend als Torheit angesehen. Und doch ist der Konflikt noch nicht ausgestanden. Bei seinem ersten Einsatz als Scharfschütze wird Eddy vor eine Entscheidung gestellt, die blinden Gehorsam als Verbrechen und Befehlsverweigerung als verantwortliches Handeln erscheinen läßt. "In einem demokratischen Gemeinwesen dürfen Befehlsgeber nicht schalten und walten, wie sie wollen. Der Befehlsgewalt sind durch die Grundsätze des allgemeinen Menschenrechts und der demokratischen Verfassung Grenzen gesetzt. Kontrollinstanzen, insbesondere die unabhängige Rechtsprechung haben dafür zu sorgen, daß diese Grenzen eingehalten werden. In Beziehungen aber, die auf dem Prinzip von Befehl und Gehorsam beruhen, hat der Untergebene wenig Spielraum für selbstverantwortliche Entscheidungen. Dieser Zustand verleitet den Befehlsempfänger dazu, seinen Mangel an Eigenverantwortung als Schicksal hinzunehmen. Er wird weder die Notwendigkeit hierarchischer Gefüge bezweifeln, noch über die Rechtmäßigkeit der ihm erteilten Befehle nachdenken. Er wird gehorchen, insbesondere dann, wenn der Staat selbst sein Vorgesetzter ist." (Christoph Gahl)