ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Büchners Lenz
Vorlage: Lenz (Novelle)
Bearbeitung (Wort): Jürg Amann
Technische Realisierung: Rolf Rockstroh, Margitta Düver
Regieassistenz: Wolfgang Streng
Regie: Günter Bommert
"Zunächst ist dieses Hörstück nichts anderes als eine Dramatisierung von Büchners berühmter Novelle, entstanden aus dem Bedauern darüber, daß uns dieser Vollblutdramatiker so wenig Dramatisches hinterlassen hat: 'Dantons Tod', 'Leonce und Lena', 'Woyzeck' - drei Stücke von ihm waren mir einfach zuwenig. Darum der Titel : nicht 'mein Lenz', sondern 'Büchners Lenz'. Obwohl Büchners 'Lenz' auch nicht so ganz und so einfach Büchners 'Lenz' ist, sondern ebenso sehr Oberlins Lenz, des Pfarrers im Steintal, bei dem der wirkliche Lenz, der Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz, am 20. Januar 1778 als ein Verstörter und Gescheiterter auftauchte, der über ihn tagebuchartige Aufzeichnungen machte. Diesen Aufzeichnungen, teils wörtlich, teils unter Auslassungen oder Hinzufügungen, folgt Büchners Erzählung. Und beiden, Büchners Erzählung und Oberlins Notizen, da wo Büchner Dinge wegläßt, folgt dieses Hörspiel. Und darüber hinaus wagt es eine Deutung der Gründe und Hintergründe des Scheiterns und der Verstörung. Aus Lenz entsteht in vielfacher Spiegelung der exemplarische Fall eines Menschen, der daran zugrunde geht, daß er den Erwartungen und der Welt seines Vaters entsprechen zu müssen glaubt, denen er aber, seiner eigenen Natur gemäß, so gar nicht entspricht. Daran erkrankt er. Daraus entsteht seine Spaltung. Nicht an sich scheitert er, er scheitert am fremden Maß, mit dem sein Leben gemessen wird, mit dem er es schließlich selber mißt. Aus ihm wird nichts, weil ihm der Vater sagt, daß er ein Nichts ist." (Jürg Amann).
Jürg Amann, geb. 1947 in Winterthur, studierte in Zürich und Berlin. 1973 Promotion über Kafka. 1974-76 Dramaturg am Schauspielhaus Zürich. Lebt als freier Schriftsteller in der Nähe von Zürich. 1982 Ingeborg-Bachmann-Preis. Prosa, Theaterstücke. Hörspiele: "Verirren oder das plötzliche Schweigen des Robert Walser" (1980), "Kleists Penthesilea" (1981), "Die deutsche Nacht" (1982, "Die Korrektur" (1982), "Der Sprung ins Wasser" (1982), "Nachgerufen" (1983). (Historischer Pressetext)