ARD-Hörspieldatenbank
Monolog
Emma B. Witwe Jokaste
Übersetzung: Inge von Weidenbaum
Technische Realisierung: Friedrich-Wilhelm Häfner, Gabriele Neugroda
Regieassistenz: Claudia Johanna Leist
Regie: Raoul Wolfgang Schnell
Es ist die Stunde des Einbruchs der Nacht. In ihrem Boudoir erwartet Emma B. den Besuch ihres geliebten und einzigen Sohnes Mello, den sie seit sehr langer Zeit, seit mehr als 15 Jahren, nicht mehr gesehen hat. In ihrem Monolog, der sich in geradezu klassischer Form steigert, sind Anekdoten, Details, Bekenntnisse enthalten. Ihr Inhalt spiegelt die psychischen Bezüge der Witwe zu ihrer Familie wider: Die Enttäuschung bei der Geburt einer Tochter, die Auflehnung gegen die Autorität des Ehemannes und der Anspruch gegenüber dem Sohn, den sie letztendlich als ihren "wahren" Mann erkennt. Schon der Titel weist auf das Thema: Jokate, Mutter und Frau des Ödipus, deren starker Präsenz fast jeder Italiener noch heute in seiner Mutter begegnet. Alberto Savinio (eigentlich Andrea de Chirico) wurde 1891 in Athen geboren und war der Bruder eines der wohl bedeutendsten Maler in diesem Jahrhundert, Giorgio de Chirico. Nach seinem Musikstudium bei Max Reger in München ging er nach Paris, wo er mit der Dichtergruppe um Guillaume Apollinaire verkehrte, aber auch mit den Dadaisten und - bedingt durch seinen Bruder - mit den Vertretern der "metaphysischen Malerei". Er kehrte 1934 nach Italien zurück und starb 1952 in Rom.