ARD-Hörspieldatenbank

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Hörspielbearbeitung


Vor fünfzig Jahren


Vladimir Sorokin

Der Unterstand


Vorlage: Semljanka (Theaterstück, russisch)

Übersetzung: Peter Urban

Sorokins erstes, im Blick auf das Hörspiel geschriebenes Stück scheint zunächst konkret zeitlich bestimmbar: Es spielt an der russischen Front zur Zeit von Hitlers Einmarsch in die Sowjetunion. Doch sehr schnell schon erweist sich diese zeitliche Fixierung als bloße Fiktion. Denn die vier Soldaten im "Unterstand" geraten - über der Ausübung bloßer Überlebensrituale - unversehens in äußerst kunstvoll komponierte Zeitenverschiebungen, die das Kriegsende und dessen Folgen für die Sowjetunion bis in die gegenwärtige russische Realität einbeziehen. Mit sprachlicher Präzision und eiskaltem Blick werden die Phrasen jeglicher Doktrin unterlaufen. Die Sehnsucht nach der verlorenen heimischen Idylle erweist sich als heilloser Verdrängungsversuch; die Besinnung auf den religiösen Trost wird - angesichts der alltäglichen grandiosen Menschenverachtung - zur Blasphemie.

Vladimir Sorokin, geboren 1955 in Moskau, lebt in Moskau. Sowohl als Romancier wie als Erzähler und Dramatiker fand er seit Ende der siebziger Jahre unter den russischen Untergrundliteraten schnell Anerkennung und Wertschätzung. Hörspiele: "Die Schlange" (SDR 1990), "Ein Monat in Dachau" (SDR 1993).

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Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Süddeutscher Rundfunk

Erstsendung: 22.06.1995


In keiner ARD-Rundfunkanstalt verfügbar


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