ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Auf den Abendengel warten
Mit Ausschnitten aus "Monsieur Traum" und "Ein seltsames Testament"
Vorlage: Tintenklekse (französisch)
Übersetzung: Gerda Scheffel
Bearbeitung (Wort): Friederike Roth
Technische Realisierung: Karlheinz Stoll, Birgit Schilling
Regie: Otto Düben
Monsieur Traum, diese heiter-besinnliche und gleichzeitig von zarter Wehmut erfüllte Gestalt, ist jedem Kenner und Verehrer der Werke Pingets so vertraut wie sein dunkel-düsteres alter ego, nämlich der rätselhafte Monsieur Mortin der früheren Werke des Autors. Robert Pinget ist noch vor der Veröffentlichung der somit wahrhaftig letzten Notizen seines Monsieur Traum gestorben. Verwehten Blättern ähnlich erreichen uns nun Gedanken und Sätze von gleichzeitig kraftvoller Schönheit und verwirrender Fragilität: Monsieur Mortin und Monsieur Traum scheinen sich nahe gekommen und schließlich identisch geworden zu sein - In einer Vorbemerkung beschreibt der Autor diesen "neuen" und gleichzeitig letzten Monsieur Traum: "Er zeigt sich ungeschützt, naiv, der schönen Formulierungen überdrüssig. Es kümmert ihn wenig, ob er sich wiederholt oder sich widerspricht. ... Das Bedürfnis, seine Unsicherheit mitzuteilen, war stärker. Möge man ihm ein letztes Mal verzeihen."
Robert Pinget, geboren 1919 in Genf, übersiedelte 1946 nach Paris. Mit dem 1959 erschienen Roman "Le fiston" (dt. "Ohne Antwort") wurde Pinget zu einem der Hauptvertreter des "nouveau roman". Im Zwischenbereich von Existenz und Experiment sind auch seine Hörspiele angesiedelt, die allesamt vom Süddeutschen Rundfunk urgesendet wurden. 1991 erschienen die Prosatexte "Kurzschrift" und "Passacaglia". Robert Pinget starb am 25.8.1997 in Tours.