ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Das alte Lied von Hans und Grete
Komposition: Heinrich Feischner
Regie: Cläre Schimmel
Die Zukunft, das eigene Schicksal, bereits zu kennen, bevor aus der Zukunft die Gegenwart wird, ist gewiß den meisten Menschen ein wenig Geld wert. Und es fällt uns noch einmal so leicht, wenn es die eigenen Hände nicht aufschlagen müssen, das dicke Buch der Zukunft mit den sieben Siegeln. Ein Papagei, sicher schon alt an Jahren, hat auch bestimmt jenes Maß an Weisheit erreicht, das ihn geeignet erscheinen läßt, auf dem Rummelplatz nicht einen Blick, sondern in diesem Fall einen Griff, nämlich einen Griff mit seinem Schnabel in den Kasten zu tun, in dem die vielen Wahrsagerbriefe stecken. Die junge Grete traut sich kaum, das Siegel des Briefleins zu erbrechen, das ihr der gefiederte Schicksalshelfer entgegenhält. "Geben sie acht auf ihr Herz", liest sie darin. Hans, ihr Geliebter, steht daneben und lächelt. Wie sollte nur so ein junges, verliebtes Herz auf die Stimme der Vernunft hören? Noch wissen Hans und Grete nicht, daß bald die zärtlichen Worte verwehen, die sie flüstern und stammeln. Wie schwer mag es ihnen werden, zu erkennen, daß es mit Worten nicht getan ist. Keine Liebe, und sei sie anfangs n och so groß, währt ewig, nur aus sich selbst heraus. Stets muß Liebe neu erworben werden, wenn sie mehr sein soll, als nur ein kurzer Rausch. "Das alte Lied von Hans und Grete" erzählt ihnen davon.